Rezension

Ein nicht ganz gewöhnlicher Mörder

Das Eulenhaus - Agatha Christie

Das Eulenhaus
von Agatha Christie

Bewertet mit 4 Sternen

Ins Eulenhaus zu Lady Angkatell kommen sie gern: ihre Cousinen und Cousins, Neffen, Nichten, Verwandte. Sie ist zwar äußerst skurril, die gute Lady, aber so charmant, dass man ihr auch die taktlosesten Bemerkungen mit einem Lächeln verzeiht. Aber dieses Mal hat sie wohl nicht nur den Takt, sondern auch den Sinn für die richtige Mischung ihrer Gäste verloren, denn wie sonst ist es zu erklären, dass ausgerechnet der beliebte Dr. Christow ermordet wird? Wobei die Tat klar zu sein scheint - man hat seine etwas unscheinbare, naive und in Denkprozessen etwas langsame Frau mit einem Revolver in der Hand über den sterbenden Mann gefunden. Einfach aufzuklären, denkt Inspector Grange, doch dann ist da noch Hercule Poirot, und er weiß eines: Wenn alles aussieht wie bei einem Theaterstück inszeniert, so ist es das in der Regel auch.

Immer, wenn ich ein Buch von Agatha Christie lese, bin ich überrascht, wie modern mir diese vorkommen. Gut, niemand zieht ein Smartphone aus der Tasche und macht ein Selfie von sich und der Leiche, aber die Handlungen und Taten könnte man problemlos in die heutige Zeit übertragen. Und das ist auch die große Stärke der Autorin, denke ich. Sie schafft Protagonisten, die einen hautnah heranlassen, ob man sie jetzt mag oder nicht. Das Eulenhaus oder The Hollow, wie es eigentlich heißt, ist nicht einmal eines ihrer besten Bücher, und doch blitzt allein im Aufbau und Logik dieses Falles eine Genialität auf, von denen viele heutige Krimiautoren nur träumen können. Während ich bei den meisten Krimis sehr schnell auf Mörder und Motiv komme, so bin ich mir bei A. C. bestenfalls "sicher", auf der richtigen Spur zu sein. Und deshalb verzeihe ich ihr auch gern die gelegentlichen Längen, zu denen sie sich hinreißen lässt und werde immer wieder zu einem ihrer Bücher greifen.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 28. Juli 2017 um 16:26

Längen? ! Hat sie nicht. Sie erzählt. Aber schön, dass du verzeihst. Damals ... schrieb man noch anständig und legte Wert auf "echte Menschen" und nicht nur auf Gemetzel wie heute. Wenn nicht mindestens einer ausgeweitet oder gefoltert wird, finden die Leut es nicht spannend. Ach seufz, Luise, ein weites Feld !

E-möbe kommentierte am 28. Juli 2017 um 16:51

Na, doch. Manchmal schon. Und wie du siehst, finde ich es auch meistens spannend. Aber ich bin auch nicht "die Leut". ;)

wandagreen kommentierte am 28. Juli 2017 um 20:30

Auf gar keinen Fall! Das weiß ich!

E-möbe kommentierte am 28. Juli 2017 um 21:57

The ghost of Agatha ...