Rezension

Ein Rabe mit Luft nach oben

Wen der Rabe ruft - Maggie Stiefvater

Wen der Rabe ruft
von Maggie Stiefvater

Bewertet mit 4 Sternen

Nachdem mich Maggie Stiefvaters Wolfstrilogie und »Rot wie das Meer« restlos begeistern konnten, musste auch ihr neuer Roman unbedingt in mein Regal. Und er hat mich nicht enttäuscht. Allerdings lässt mich »Wen der Rabe ruft« nicht ganz so begeistert zurück wie seine Vorgänger.

Zuerst einmal ist der Klappentext des Buches ein bisschen irreführend. Denn was dort beschrieben wird, spiegelt maximal die ersten Seiten des Romans wieder. Der Rest beschäftigt sich kaum noch mit der großen Liebe, sondern viel mehr mit allerhand Übersinnlichem, wie spirituellen Linien, magischen Ritualen und verschwundenen Königsgräbern. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich sicher niemals zu dem Buch gegriffen – aber Maggie Stiefvater hat es einmal mehr geschafft, mich mit einem Thema zu fesseln, für das ich normalerweise nicht viel übrig hätte. Denn weglegen wollte ich das Buch zu keiner Zeit und so hatte ich es auch sehr schnell ausgelesen.

Gewohnt gut ist vor allem der Schreibstil. Die lebhaften Beschreibungen und Vergleiche lassen die Welt von Blue und den Raven Boys lebendig werden und die Dialoge zwischen den Figuren haben mich mehr als einmal schmunzeln lassen. Trotzdem: die Charaktere haben mich dieses Mal nicht so sehr für sich einnehmen können wie in den anderen Büchern der Autorin. Das dürfte vor allem daran liegen, dass es in diesem Buch so viele verschiedene Figuren gibt. Blue, die vier »Raven Boys«, Blues Mutter, ihre Tante und diverse andere Mitbewohnerinnen des Fox Ways, und auch der Lateinlehrer der Jungs spielt eine Rolle. Auch wenn man alle Charaktere gut auseinanderhalten kann, konnte mir auf den 460 Seiten keiner so richtig ans Herz wachsen.

Ein größerer Minuspunkt war für mich allerdings das Ende. Nachdem die Handlung relativ lange vor sich hinplätschert (ohne dabei langweilig zu sein), ging mir das Ende etwas zu schnell und lässt fast alle Fragen offen. Danach folgt ein Kapitel nach dem Motto »Und das passierte nach dem Abspann ...«, das mir wie angesetzt vorkam. Ein wenig so, als hätte man hier schnell die Handlung mittendrin abschneiden müssen, um weitere Folgebände anhängen zu können, und stattdessen eine Art Zwischenende konstruiert. Kein sehr zufriedenstellender Abschluss. Um die Geschichte wirklich zu verstehen, wird man um die Folgebände nicht herumkommen – aber das will man ja auch gar nicht. ;)

Fazit
Wer Maggie Stiefvaters Romane bisher geliebt hat, wird auch »Wen der Rabe ruft« mögen. Insgesamt hatte der Roman aber ein paar Schwächen, sodass er mich nicht so sehr begeistern konnte wie seine Vorgänger. Trotzdem macht auch »Wen der Rabe ruft« wieder Lust auf die Fortsetzung.