Rezension

Ein schwerer Start, dennoch schafft es die Autorin, dass ich dabei blieb

Wen der Rabe ruft - Maggie Stiefvater

Wen der Rabe ruft
von Maggie Stiefvater

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhalt:
Blue weiß von jeher, dass sie einst ihrer einzig wahren Liebe den Tod bringen wird. Das hat ihr nicht nur ihre Mutter, eine Wahrsagerin, prophezeit, sondern auch ihre Tanten, jede auf ihre Art eine Seherin. Blue ist keine von ihnen, doch sie kann ihre Kräfte erhöhen. Das ist der Grund, warum sie immer mit ihnen geht, auf den Leichenweg am Abend vor dem Markustag. Denn dort werden sie all die sehen, die im nächsten Jahr sterben. Blue sieht sie nie, aber sie weiß, dass sie da sind. Doch dieses Jahr ist alles anders .. dieses Jahr sieht sie Gansey, und spricht mit ihm. Und dieses Jahr ist auch ihre Tante Neeve da und sagt, dies ist das Jahr, in dem ihre große Liebe sterben wird - durch einen Kuss von Blue.

Meine Meinung:
Puh, das war ein gänzlich unerwartetes Erlebnis. Nämlich kein typisches Buch der Autorin. Tat ich mich schon mit den Anfängen von "Rot wie das Meer" schwer, war es hier um ein vielfaches schlimmer. Die Autorin wirft uns direkt in die Geschichte. Lässt unzählige Protagonisten erscheinen, ohne näher auf sie einzugehen. Namen, Orte, Bruchstücke von den Geschichten der Personen fliegen uns um die Ohren. Sowohl von den Raven Boys, den Jungs der Eliteschule Aglinoby Academy, als auch von Blue und dem verrückten Haus voller magischer Frauen, in dem sie wohnt und die mir bis zum Schluss nicht alle wirklich bekannt wurden. Durch diese vielen verwirrenden und scheinbar gar nicht zueinander passenden Erzählstränge, war es mir unmöglich, eine Spannung aufzubauen und dem Buch zu folgen. Immer wieder musste ich zurückgehen, versuchen, mehr Informationen zu finden, die mir ein Verstehen ermöglichen sollten, doch ich fand nichts.

So war es mir anfangs sogar unmöglich, die Namen bzw. die Rollen der Jungs auseinander zuhalten. Gansey klar .. aber was war mit Noah und Adam - gerade die Beiden machten es mir anfänglich sehr schwer. Hinzu kam noch Ronan .. alle vier hingen so nah beieinander, dass ich sie kaum auseinander halten konnte. Das änderte sich im Laufe des Buches, doch brauchte es dafür gut 200 Seiten.

Über das Haus in dem Blue lebt, bin ich immer noch nicht ganz im klaren. So vieles blieb offen .. Neeves Rolle war am Ende klar, nicht aber was passierte. Und wer zum Geier ist eigentlich Orla, das blieb mir bis zum Schluss undurchsichtig.

Dann aber wieder ist da die Geschichte, um die es eigentlich geht. Um den Sagenkönig Owain Glyndwr, der auf der Ley-Linie vergraben sein soll und dessen Finder und Erwecker reichlich belohnt werden soll. Doch keine Belohnung ohne Opfer, wie wir in diesem Buch mehrfach feststellen werden.

Nach ca. 200 Seiten fing es für mich langsam an, klarer zu werden ... So als würde in einem See der aufgewirbelte Dreck des Bodens langsam wieder zu Boden sinken und eine obere, klare Schicht hinterlassen, die zerbrechlich ist, da jederzeit der Bodenschlamm wieder aufgewirbelt werden kann. Und in deren Mitte sich die Dinge nur erahnen, aber nicht klar sehen lassen.

Und hier fing es auch an, etwas mehr Spannung aufzubauen. Jetzt, wo ich zumindest eine Ahnung hatte, worum es geht, und wer wie daran beteiligt ist, zog es mich mehr und mehr in seinen Bann. Doch leider nicht 100%ig ... viel zu viel blieb unklar und ließ mich stocken. Und was mir definitiv fehlte, waren diese leichten und doch so tiefen, das Herz packenden Sätze, die sonst so Maggie Stiefvaters Stil ausmachen. Oder ich habe sie im Wust der Unverständnis einfach übersehen.

Doch, anders als alle anderen Autoren, bei denen ich mit dem Buch nicht klar kam, würde mir nie in den Sinn kommen, nicht auch das nächste Buch haben zu wollen. Ich denke, Maggie hat sich hier etwas in dem Vorhaben einer vierteiligen Reihe verheddert - der Auftakt muss ja so viele Rätsel, so viel Luft mit sich bringen. Wie sonst will man vier Bände mit einer Geschichte füllen. Ich jedenfalls werde mich nicht abschrecken lassen und hibbel jetzt mal dem nächsten Teil entgegen, denn ich denke, dass ich dort Antworten auf meine Fragen bekomme, nicht erst 200 Seiten brauchen werde, um in die Geschichte zu kommen.

Fazit:
Leider habe ich mir zu viel versprochen. Brauchte lange, um in die Geschichte zu kommen, um überhaupt Personen und Orte auseinander halten zu können. Dennoch überzeugte mich die Idee der Hintergrundgeschichte, die so etwas völlig Neues mit sich brachte und im Verlauf der Geschichte auch einige der Charaktere. Auch wenn es mich nicht völlig überzeugen konnte, mag ich es Euch empfehlen und ich warte sehnsüchtig auf den nächsten Teil!