Rezension

Ein richtiger KriminalROMAN

Allerheiligen - Richard Dübell

Allerheiligen
von Richard Dübell

Bewertet mit 5 Sternen

Richard Dübell schreibt normalerweise historische Romane, in denen es um Intrigen, Mord und Ähnliches geht, also gar nicht so weit weg vom modernen Krimi. Eine Figur, die in seinen historischen Romanen oft auftaucht, ist Peter Bernward. Das ist auch der Name des Kommissars in seiner neuen Krimiserie, die in der Gegenwart spielt. Peter Bernward lebt in Landshut und interessiert sich durchaus für Geschichte, vor allem für die seiner Heimatstadt, aber sein Vater treibt ihn mit seiner Ahnenforschung fast in den Wahnsinn. Will er seinem Sohn doch weismachen, dass es in Landshut im Mittelalter schon einmal einen "Kommissar", zumindest eine Art Polizisten, mit Namen Peter Bernward gegeben hat…

Ansonsten ist Peter zufrieden mit seiner Arbeit als Kommissar im eher beschaulichen Landshut und kann sich auf sein zweites Problem neben seinem Vater konzentrieren: seine Kollegin Kommissarin Flora Sander. Er mag sie, sie mag ihn auch. Sie waren auch schon einmal zusammen im Bett, können aber nicht darüber reden und tun so, als ob nichts war. Sie benehmen sich wie zwei Teenager und als Leser ist es schwer, das mitanzusehen!

Ihren Ex-Mann Harald erwähnt Flora nie, doch dann taucht er plötzlich bei der Landshuter Polizei auf. Er leitet eine Sonderkommission, die einen Geiselnehmer sucht, und die Spur führt nach Landshut. Die hiesigen Kollegen lässt er aber nur deswegen zusammenrufen, um ihnen zu sagen, dass sie sich gefälligst aus dem Fall raushalten und ihn der Münchener Polizei überlassen sollen. Das lassen Peter und Flora nicht auf sich sitzen, zumal sie bald merken, dass die Spur nach Landshut viel heißer ist, als Harald denkt, und weil sie Angst haben, der Geiselnehmer könnte bei einem Event auf der Burg Trausnitz erneut zuschlagen…

"Allerheiligen" ist ein Kriminalroman, bei dem das Wort Roman wichtig ist. Obwohl es einen Kriminalfall und Ermittlungen gibt und auch zwei Morde beschrieben werden, hatte ich das Gefühl, einen Roman zu lesen. Der Leser erfährt viel über die Geschichte Landshuts, da eine Episode eine wichtige Rolle in dem Fall spielt, und weil Peter und Flora einer Gruppe angehören, die mittelalterliche Führungen in Landshut anbietet. Außerdem legt der Autor großen Wert auf zwischenmenschliche Beziehungen nicht nur zwischen Peter und Flora und Peter und seinem Vater, sondern auch in der Familie des Täters. Wer der Täter ist, wird auch schnell klar; im Laufe des Buches geht es hauptsächlich darum, ihn zu fassen und sein Motiv zu verstehen.

Mir hat "Allerheiligen" sehr gut gefallen, gerade weil es kein einseitiger Krimi ist, sondern noch anderen Facetten hat. Die Sprache, der Aufbau, der Inhalt – so muss ein gutes Buch sein. Die Charaktere sind gut beschrieben und niemand ist perfekt. Peter mit seiner Eifersucht gegenüber Floras Ex-Mann und Harald in seinem Größenwahn als Leiter der SOKO machen Fehler, die die Ermittlungen in Gefahr bringen, aber ihre Handlungen sind immer nachvollziehbar. Da gibt es keinen Superkommissar, der allen überlegen ist, wie in so vielen anderen Serien, sondern nur Menschen.

Ich freue mich jedenfalls auf den nächsten Band und hoffe, dass das Ende des ersten Bandes Peter und Flora einander nähergebracht hat!