Rezension

Ein schwieriger Fall

Das dunkle Versteck -

Das dunkle Versteck
von Arnaldur Indriðason

Bewertet mit 3 Sternen

“Nordermoor” war vor einer gefühlten Ewigkeit der erste Krimi, den ich von Arnaldur Indridason gelesen habe. Es war damals gleichzeitig auch meine erste Begegnung mit dem Genre des Island-Krimis. In der Folge habe ich noch weitere Krimis von Indridason gelesen, den Autor danach aber jahrelang aus den Augen verloren. Die Neuerscheinung von “Das dunkle Versteck” hat mich wieder auf ihn aufmerksam gemacht.
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Darum geht’s: Halla findet nach dem Tod ihres Mannes eine Waffe in der Garage und gibt sie bei der Polizei ab. Die Spurensicherung findet heraus, dass aus dieser Waffe der tödliche Schuss in einem ungeklärten Mordfall stammt. Der pensionierte Kommissar Konráð ermittelt privat, denn er erinnert sich, dass sein Vater auch so eine Waffe hatte…
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“Das dunkle Versteck” hat sich als Teil 5 einer mir bis dato unbekannten Reihe herausgestellt. Aber ihr wisst ja, dass ich nicht fies vorm Quereinsteigen bin. Allerdings hatte ich doch das Gefühl, dass mir viel Vorwissen aus Kommissar Konráðs komplexer Welt fehlt. Dass ich etwas Schwierigkeiten mit dem Buch hatte, kann aber auch an anderen Faktoren gelegen haben. Zum einen gibt es hier sooo viele Personen. Und die haben dann auch noch komplizierte isländische Namen. XY, der unter dem Namen Z bekannt ist. Ich habe leicht den Überblick verloren. Ich sage es selten, aber hier hätte ich ein Personenregister echt mal gut gebrauchen können. Auch die Handlung ist sehr komplex. Es gibt Verbindungen hier und da und alles wird auch noch so verschachtelt erzählt. Besonders verwirrt haben mich die verschiedenen Zeitebenen, die aber weder durch direkte Datumsangaben noch durch Kursivdruck kenntlich gemacht sind. 
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Aus oben genannten Gründen war es für mich schwer, dem Handlungsverlauf zu folgen und ihm gerecht zu werden. Das Buch erweckt mit unter 400 Seiten den Eindruck, als könnte man es mal eben so locker weglesen. Das gilt vielleicht für absolute Kenner der Reihe. Ansonsten muss man sich hier schon Zeit nehmen und beim Lesen sehr aufmerksam bei der Sache sein. Indridasons Schreibstil ist flüssig, wenn auch recht trocken und sachlich, hat mir aber insgesamt gut gefallen. Wenn ich Zeit hatte, einen größeren Abschnitt im Buch zu lesen, war das fürs Verständnis sehr förderlich. Die Story ansich ist nicht unspannend, wenngleich bei mir keine besondere Spannung aufgekommen ist. Außerdem packt Indridason viele heiße Eisen, darunter Themen wie Kindesmissbrauch und Korruption. Auch der Protagonist, Kommissar Konráð, ist eine interessante und vor allem ambivalente Persönlichkeit. Nimmt man alles zusammen, kann ich nicht behaupten, dass das Buch schlecht ist. Eher würde ich sagen, dass mein Kopf gerade eher auf einen flotten Krimi-Read eingestellt gewesen wäre. Und das ist dieser Krimi für meinen Geschmack definitiv nicht.