Rezension

Ein sehr berührendes Stück Zeitgeschichte

Die Stunde unserer Mütter - Katja Maybach

Die Stunde unserer Mütter
von Katja Maybach

Zweiter Weltkrieg 1940: Maria lebt in einer bayerischen Kleinstadt und nimmt Vivien, die Ehefrau ihres Bruders Philipp und deren Tochter Antonia, bei sich auf, um sie, da sie Engländerin ist, vor den Nazis zu schützen. Philipp kümmert sich heimlich um Juden und möchte seine Familie in Sicherheit wissen. Die beiden Frauen mögen sich nicht besonders, im Gegensatz zu den beiden Töchtern, die sich anfangs gut verstehen. Im Laufe der Zeit wächst zwischen Maria und Vivien aber doch eine Freundschaft heran und auch Anna und Antonia werden nach kleinen Eifersüchteleien wieder zu guten Freundinnen.

Katja Maybach hat Original Feldpostbriefe und Tagebucheintragungen ihres eigenen Vaters verwendet, die dieser zwischen 1940-1945 nach Hause schickte, um daraus diese Geschichte zu schreiben. Sie hat um diese Notizen ein fiktives Geschehen gewoben, das dem Leser die Ängste und Sorgen der daheimgebliebenen Frauen und Kinder nahe bringt. Die Autorin hat einen wunderbaren Roman geschaffen, der große Emotionen zeigt und erschreckend real wirkt. Für mich war es das erste Buch dieser Autorin und es wird sicherlich nicht mein letztes sein. Ihr außergewöhnlich schöner Schreibstil, der den Leser richtig fesselt, ihn nachhaltig berührt und betroffen macht, ist sehr gefühlvoll und lässt das Gelesene noch lange im Kopf nachhallen. Das Schicksal dieser vier Frauen wirkt kein bischen aufgesetzt, sondern geradezu authentisch und lebendig. Das liegt sicher auch daran, dass die Protagonistinnen ihre Ecken und Kanten haben und ihre Schwächen auch offen zeigen dürfen. Das macht sie nicht immer sympathisch, aber man kann sie dennoch verstehen und ihre Taten akzeptieren. Die schrecklichen Ereignisse in den letzten Kriegsjahren werden nur am Rande gestreift, primär geht es in diesem Buch um Gefühle. Um Liebe und Eifersucht, um Angst und Verlust, um Mut, aber auch um Hoffnung und Freude. Ich konnte mich gut in die einzelnen Personen hineinversetzen, habe mitgelitten und auch die ein oder andere Träne verdrückt. Dabei gelingt es der Autorin stets ein sehr hohes Niveau aufrechtzuerhalten, sie driftet nie ins Kitschige ab. Die realen Ereignisse sind sehr gut recherchiert, benennen aber die Orte nicht namentlich, so dass es überall in Deutschland passiert sein konnte. Was auch leider den Tatsachen entspricht. Ich kann dieses Buch nur allen ans Herz legen. Es sollte für uns eine Pflichtlektüre werden, gerade jetzt in dieser Zeit, in der die Nazis wieder mehr Zulauf finden. Das darf nie wieder passieren. Und wir Mütter und Frauen sollten dafür kämpfen. Danke, liebe Katja Maybach, für dieses wunderbare Buch