Rezension

Ein süßes Buch für Zwischendurch

Versprich mir einen Kuss - Anna Fricke

Versprich mir einen Kuss
von Anna Fricke

Die Zeit, die die beiden vor ihrer erste aggressiven Behandlung miteinander verbringen, ist süß und romantisch geschildert. Sie erleben jede Menge kleinere Abenteuer und kommen sich immer näher, so dass sich des Öfteren ein kleines Lächeln auf mein Gesicht geschlichen hat.

Worum geht’s?

Bei einem Autounfall kommt nicht nur Julias Mann Tobias ums Leben, sondern auch eine weitere Frau und ihr Sohn. Wochen später trifft Julia auf ihren ehemaligen Gitarrenlehrer und Schwarm Stephan und findet heraus, dass auch seine Familie bei dem Autounfall ums Leben gekommen ist. Er ist einige Jahre älter als sie, aber das hindert die beiden nicht daran sich gegenseitig Trost zu spenden. Doch dann findet Julia heraus, dass sie einen seltenen Tumor hat und für eine neue Behandlungsmethode in Frage kommt. Aber will sie überhaupt weiterleben?

 

Schreibstil

Der Schreibstil kam mir sehr ungewöhnlich vor. Er vermittelte den Eindruck, dass der Erzähler weiter außerhalb der Geschichte stand und die beiden Protagonisten mit sehr viel Abstand beobachtete. Diese Schreibweise findet man mittlerweile ja eher selten auf dem Markt, so dass ich mich erstmal wieder daran gewöhnen musste. So war er leicht verdaulich, aber leider auch nichts besonders Schönes. Manchmal war es mir einfach nicht rund genug, sondern machte eher den Eindruck, als ob die Autorin sich nicht so viel Mühe bei der Überarbeitung gegeben hat, und hier stellenweise ihre Plotplanung übernommen hat.

 

Meine Meinung

Das Erste, was mir gleich positiv aufgefallen ist, ist das wunderschöne Cover. Ich liebe es, auch wenn ich mit einer etwas anderen Geschichte gerechnet hätte.

Die Charaktere sind größtenteils sympathisch, wenn auch manchmal etwas ungewöhnlich. So trägt die Protagonistin Julia Dreadlocks (sowas habe ich bisher noch nie gelesen), mag Pferde und besonders Motorräder so gerne, dass sie alle möglichen technischen Details aufzählen kann (die mich als Leser nicht so wirklich interessieren), und liebt Achterbahn fahren und ältere Männer. Nach dem Tod ihres Mannes Tobias gibt die Studentin ihr komplettes Leben auf, bis sie sich an ihren früheren Schwarm Stephan erinnert und ihm einen kurzen Besuch abstattet, um ihre Sehnsucht zu stillen.

Stephan ist besagter etwas älterer Schwarm, der eine Frau und ein Kind hatte, die bei eben dem Autounfall ums Leben gekommen sind, bei dem auch Tobias gestorben ist. Diese ganzen Zufälle haben mich schon irgendwie gestört, da es doch extrem gewollt schien, dass sie vorher schon was füreinander gefunden haben und nun zufällig ihre Familienmitglieder bei dem gleichen Unfall sterben, damit sie zufällig eine Verbundenheit verspüren, um sich so zufällig wieder einen Sinn fürs Leben geben zu können. Ihr versteht, was ich meine, oder?

So weit, so gut - aber dann bekommt Julia Krebs. Ein seltener Tumor, der sie zum perfekten Versuchsobjekt für eine neue Behandlungsmethode macht. Sie weiß aber nicht, ob sie überhaupt noch weiterleben möchte, was man als Leser absolut nachvollziehen kann. Stephan gibt ihr aber Halt in der schwierigen Situation und erfüllt ihr ihre Wünsche, obwohl er nicht einmal sicher ist, ob sie nicht eigentlich viel zu jung für ihn ist. Die Sache mit dem Krebs ist ja eigentlich das zentrale Thema des Romans, aber trotzdem fühle ich mich, als wäre der Tod des Ehepartners nicht genug. Nein, es fehlte noch eine Schippe mehr Drama, damit der Leser auch wirklich merkt, dass Julia ganz schön arm dran ist. So wirklich zufrieden bin ich mit dem Plot nicht.

Die Zeit, die die beiden vor ihrer erste aggressiven Behandlung miteinander verbringen, ist süß und romantisch geschildert. Sie erleben jede Menge kleinere Abenteuer und kommen sich immer näher, so dass sich des Öfteren ein kleines Lächeln auf mein Gesicht geschlichen hat. Von der Krebsgeschichte bin ich jedoch nicht überzeugt, dazu habe ich schon zu oft gesehen, wie es tatsächlich ist und auch schon einige Bücher gelesen, die damit realistischer umgehen. Schön wäre es, wenn es eine Therapie gäbe, bei der man ein bisschen Haare verlieren, viel brechen und ein bisschen abnehmen würde, um an anderen Tagen wieder voll fit solche Abenteuer erleben zu können und am Ende (so vermute ich zumindest, denn es soll eine Trilogie werden, also kenne ich das Ende nicht) wieder quicklebendig aus der Sache herauskommt. 

 

Fazit

Insgesamt kann ich euch Versprich mir einen Kuss als süßes Buch für Zwischendurch empfehlen. Dafür, dass es als eigenständig publiziertes Buch, nicht professionell korrigiert und lektoriert wurde, ist es eine solide Geschichte, die manchmal ein bisschen zu "zufällig" und verträumt wirkt, aber Liebhabern von romantischen Geschichten sicher gefallen kann. Wer hier jedoch ein gut recherchiertes Werk über Krebs und die Leidensgeschichte, die dahinter steckt, sucht, wird enttäuscht sein.