Rezension

Schönes Cover, ganz gute Geschichte

Versprich mir einen Kuss - Anna Fricke

Versprich mir einen Kuss
von Anna Fricke

Bewertet mit 3.5 Sternen

Meinung:
Das Cover ist doch wirklich wunderschön, oder? Es sieht einfach toll aus und gefällt mir richtig gut. Der Prolog des Buches war schon sehr interessant, wenn auch etwas verwirrend. Der Einstieg fiel mir nicht ganz so leicht, da der Prolog aus einem Brief besteht und der nicht ganz durchschaubar auf mich wirkte. Von der Geschichte her gefiel mir das Buch eigentlich ganz gut, aber es hat mich nicht umgehauen. Teilweise hatte ich auch ziemliche Probleme mit dem Buch. Einerseits wollte ich es weiterlesen, andererseits wollte ich einfach nicht weiterlesen. Ich war nicht genervt, aber ich kam nicht so richtig rein. Das lag sowohl an Julia, der Protagonisitn, als auch an meinen Erwartungen. Denn dieses Buch wurde mitunter mit "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" verglichen. So gut ist es meiner Meinung nach nicht. Denn Julia ... ist ein schwieriges Thema für mich. Ich kam nicht an sie ran, konnte einfach keinen Draht zu ihr aufbauen. Aber dazu später mehr. Die Geschichte an sich war eigentlich nicht schlecht. Wie im Klappentext erwähnt, verliert Julia ihren Mann und sieht keinen Sinn mehr im Leben. Dann trifft sie Stephan wieder, einen "alten Bekannten". Die Beiden bauen eine ganz besondere Verbindung zueinander auf, die mir eigentlich auch sehr gut gefiel. Denn vor allem Stephan gefiel mir einfach super gut, er war ein echt toller Charakter. Was er macht, um Julia davon zu überzeugen, dass das Leben lebenswert ist, war echt ziemlich süß. Ich fand es toll, allerdings auch manchmal etwas übertrieben. Das Buch war nicht so überzeugend und großartig, wie ich erwartet hatte. Denn durch diesen Vergleich wurden meine Erwartungen wirklich hochgeschraubt. Aber .. Julia gab dem ganzen einfach einen unglaublichen Dämpfer. Wie gesagt, ich war nicht genervt, sondern einfach lustlos. Ich hatte teilweise wirklich keine Lust, denn mir hat diese Verbindung zu Julia gefehlt. Und das war garantiert ein ganz großes Manko meinerseits. Dieses Buch verlangt halt vor allem viel Empathie für Julia, denke ich. Aber das war nicht alles, was mir die Lust am Lesen etwas gemindert hat. Zum einen kam mir das Buch am Anfang etwas seltsam vor. Es ging alles ziemlich schnell und man ist praktisch am Anfang nur so durchgerast. Da war der Tod von Julias Mann Tobias, der sehr schnell ging. Ich zumindest bekam keinen rechten Eindruck von der Beziehung zwischen Tobias und Julia und konnte das ganze nicht so richtig nachempfinden. Dafür gab es zu wenig Flashbacks und keine Zeit vor seinem Tod. Das fehlte mir etwas, um wirklich die Verbindung der Beiden fühlen zu können. Tobias selbst gefiel mir auch nicht. Er war mir von dem wenigen das man mitbekam einfach unsympathisch und auch seine Reaktionen auf diverse Aussagen Julias fand ich fragwürdig. Nächster Punkt: Die Verbindung, das Vertrauen zwischen Stephan und Julia war wirklich sehr rasch vorhanden und kam fast aus dem Nichts. Damit meine ich nicht das Verständnis für einander, sondern wirklich das Vertrauen. Denn in ihrem ersten wirklichen Gespräch miteinander erzählen die sich Sachen, die ich zumindest nur meinen engsten Freunden erzählen würde. Zu dem Zeitpunkt sind sie aber nur flüchtige Bekannte. Dann hat es mich unglaublich gewundert, wie schnell Julia eigentlich ihren zweiten Schicksalsschlag überwunden hat. Achtung Spoiler! Julia hat Krebs. Und das erste was sie nach dieser Info und einem Gespräch mit Stephan macht ist, sich eine Kamera zu kaufen um ihren Krankheitsverlauf zu dokumentieren. Das ging wieder viel zu schnell und ich kam gar nicht richtig mit. Kein "Oh, ich muss vielleicht sterben" oder "Ich muss ins Krankenhaus und werde vielleicht sterben" und sich damit auseinandersetzen, was das vielleicht bedeuten könnte. Das hat mich total irritiert und es für mich einfach unauthentisch gemacht. Zumindest konnte ich es in dem Moment nicht nachvollziehen. Vor allem, warum will sie ihren Krankheitsverlauf eigentlich dokumentieren, wenn sie doch eigentlich sterben will? Das macht anderen betroffenen nicht unbedingt Mut und wäre auch sonst eher etwas Trauriges. Da muss ich leider wirklich verstehen, dass ich es nicht verstehen konnte. Spoiler Ende. Ansonsten war das Buch recht gut, allerdings keine Geschichte, die mich groß mitgenommen oder überwältigt hat. Dafür fehlte es mir einfach an der Verbindung zu Julia. Tut mir wirklich leid, aber sie war einfach nicht mein Fall.
Charaktere:
Julia: Eine 25-jährige Frau, die ihren Mann verliert und seitdem keinen wirklichen Sinn mehr im Leben sieht. Bis Stephan kommt, der ihr ein wenig aus dem Chaos hinaus hilft. Ich hatte wirklich meine Probleme mit Julia. Mir fehlte es irgendwie an allem. Vor allem an dem nötigen Verständnis. Über die Zeit nach dem Tod von Tobias, die sie zum verarbeiten brauchte, möchte ich dabei gar nicht reden. Ich meine, generell. Weder konnte ich verstehen, was sie an Tobias so toll fand, noch was sie eigentlich für Gedanken hatte. Denn ich konnte einfach kaum etwas von dem was sie tat verstehen. Ich verstand nicht, warum sie Stephan praktisch sofort ihr ganzes Leben anvertraute. Ich verstand auch nicht, wie es ihr praktisch egal war, dass sie Krebs hatte. Von Anfang an kam mir das alles sehr fragwürdig vor, ihre Gedanken etc. Ich weiß auch nicht. Da fehlt einfach die Verbindung. Wenn ich an Julia denke, dann kann ich nicht sagen, dass ich sie mochte oder nicht. Sie war mir einfach egal, irgendwie. Klar, irgendwann habe ich sie auch mal bemitleidet. Aber für mich ist sie immer noch eine Fremde. 
Stephan: Ein 35-jähriger Mann, der einst Julias Gitarrenlehrer war. Kurz nach dem Unglück sehen sich die Beiden wieder und daraus entsteht eine ganz besondere Verbindung (mit besonders meine ich übrigens "magisch", weil ich ja das schnelle Vertrauen so anprangere, wollte ich das nochmal klarstellen.). Stephan war einfach toll. Er war nett, einfühlsam und ein echter Gentleman. Ich mochte ihn von Anfang an und was er alles für Julia gemacht hat, war einerseits total schön, andererseits hat er es mit seinen eigenen Einfällen doch etwas übertrieben, fand ich. Aber obwohl er Julia kaum kennt, tut er so viel für sie. Das war wirklich schön. Denn er ist echt ein treuer Kerl, der ihr sofort zur Seite steht und einfach immer für sie da ist. Stephan war ein richtig toller Typ. 
Fazit:
Dieses Buch ist für mich schwer in abschließende Worte zu fassen. Es war schon schön, aber es war halt nur eine normale Geschichte, die mich nicht wirklich berührte. Zumindest nicht dann, wenn sie mich berühren sollte. Ich weiß auch nicht. Ich sehe das ganze sehr zwiespältig und weiß wirklich nicht so richtig, was ich davon halten soll. Es hat mich unterhalten und es hat mich auch interessiert. Aber Julia und ich wollten einfach keine Freunde werden. Dafür habe ich Stephan umso mehr geliebt. 
Dieses Buch erhält von mir 3,5/5 Schmetterlinge.