Ein Tannenberg fast ohne Tannenberg
Bewertet mit 4 Sternen
Der Untertitel diese Buches lautet: "Tannenbergs ungewöhnlichster Fall" und das ist er wirklich, denn Tannenberg kommt fast nicht darin vor!
Schon beim letzten Band hatte ich den Eindruck, dass Bernd Franzinger seine Figuren nicht weiterentwickelt. Hier war es dann sehr offensichtlich. Die Familie wird nur im letzten Kapitel erwähnt (wie angehängt), die Kollegen vom Revier kommen gar nicht vor und der Kommissar selbst nur am Rande, denn der Fall löst sich ohne sein Zutun.
Eigentlich ist es gar kein richtiger Krimi, viel besser passt der Begriff, den ich neulich in einer Leserunde kennenlernte: psychologischer Spannungsroman. Denn spannend ist das Buch und sehr psychologisch. Dazu ein bisschen Philosophie - der Autor hat ja beides studiert. Es ist jedoch nicht so leicht zu lesen, wie die früheren Tannenbergs, weil es hier nicht um Ermittlungsarbeit geht, sondern um das Innenleben der Figuren.
Schade, dass dieses Buch in der Tannenberg-Reihe erschienen ist, denn es passt nicht dazu. Mein Eindruck ist, dass der Autor sich von den Figuren lösen möchte, ihn der Verlag aber nicht lässt, weil sich der Name Tannenberg recht gut verkauft. Damit verärgert er aber die Fans, denn schon der letzte Tannenberg hat viele Leser enttäuscht. Besser wäre ein klarer Schnitt und ein Neubeginn.