Rezension

Ein toller Steampunk-Roman

Schlüsselherz - Liv Abigail

Schlüsselherz
von Liv Abigail

Valender, eine ehemaliger Soldat, arbeitet nun im Buchladen seines Vaters und verkauft konservative Literatur an seine Mitmenschen. Mit seinen Leben hat er sich auch soweit arrangiert bis er der magischen Puppe Cera begegnet, sie versucht vor einem Verfolger zu retten und von ihr zusammengeschlagen geschlagen wird. Am nächsten Tag treffen sie in der Buchhandlung wieder aufeinander und Cera bittet den Buchhändler um Hilfe, denn eine ihrer Freundinnen wurde entführt und weil sie ebenfalls eine Puppe ist, wird dem Fall von der Polizei keine allzu große Beachtung geschenkt. Valender soll als Detektiv ermitteln und Cera so helfen, niemals hätte er ahnen können, dass die beiden sich dabei so nah kommen.

Mein Fazit:

Da ich bislang noch kein Buch von Liv Abigail alias Jennifer Benkau gelesen habe, war ich doch schon gespannt auf das Lesen dieses Buches und wurde nicht enttäuscht, denn die Autorin hat eine Welt mitten in London erschaffen, die teilweise Ähnlichkeit mit unserer Welt aufweist, aber eindeutig dem Steampunk-Genre zugeordnet werden kann. Eine Welt voller Magie, Magiegeborener und magischer Puppen. Also eine Welt ganz nach meinen Geschmack. Besonders gut hat mir diese Mischung aus Krimi-Roman und Liebesgeschichte gefallen, denn ich lese gerne beide Genres und leider treffe zu mindestens ich nicht so oft auf eine Kombination von Beiden.

Auch die Protagonisten empfand ich als besonders gelungen und charismatisch. Zu einem wäre da Valender, ein ehemaliger Soldat, der nun im konservativen Buchladen seines Vaters arbeitet. Valender gehört ebenfalls zu den Magiegeborenen und kann Feuer heraufbeschwören. Leider erfährt man erst viel später, woher er diese Fähigkeit hat. Er hat mir als Charakter von Anfang an gut gefallen, denn seine hilfreiche und freundliche Persönlichkeit wird schon in den ersten paar Kapiteln deutlich, als er versucht Cera, eine magische Puppe zu retten. Magiegeborene oder magische Gegenstände werden in diesen London nicht gerade sehr gerne gesehen oder werden als Gleichgestellte betrachtet, obwohl der ein oder andere Bürger sich dieser bedient. So war das auch eher außergewöhnlich, dass Valender einer Puppe, also einen Gegenstand zu Hilfe eilt. Besonders liebevoll ausgearbeitet empfand ich die Beziehung zwischen Valender und seiner jüngeren Schwester Melissa, die durch einen Unfall geistig behindert wurde. Diese liebt er abgöttisch und versucht alles zu tun, um sie glücklich zu machen. So geht er auch auf die Hilfeersuchung Ceras ein und hebt die Absicht sie dabei zu unterstützen eine entführte Puppe zu retten, nur damit Ceras als Gegenleistung dafür für Melissa tanzt und sie so zum lächeln bringen kann.

Auch Cera hat mir als weiblicher Protagonist wirklich gut gefallen. Obwohl Puppen in diesem Buch eher misstrauisch beäugelt und als Gegenstand angesehen werden, ist Cera viel mehr als das. Ich habe auch im Grunde keinen Unterschied zwischen einer menschlichen Frau und Cera bemerken können, da sie ebenso über eine Seele verfügt wie jeder Mensch auch. Und ebenso dazu fähig ist, Emotionen zu empfinden. Viel mehr ist es so, dass Cera vieles, was von anderen Menschen als selbstverständlich angesehen wird, viel mehr zu schätzen weiß, da sie einfach nicht wie jede „normale“ Frau betrachtet wird. Gerade dadurch war sie mir so sympathisch, denn sie verfügt über einen unkomplizierten und von Grund auf liebenswürdigen Charakter, zudem ist sie sehr wissbegierig, neugierig und klug. Wie kann man sie da nicht mögen? Außerdem schafft sie es Melissa auch ohne Worte sofort zu verstehen und will sie wie Valender ebenfalls glücklich machen. Hinzu kommt, dass sie gleichzeitig mutig dafür aber auch in manchen Fällen leichtsinnig handelt, und so nicht nur sich, sondern auch andere in Gefahr bringt, auch wenn das niemals ihre Absicht gewesen ist.

Als sehr speziell ist mir der Charakter des Nathaniel Charles erschienen, der ein exzentrischer und etwas verschrobener Künstler ist, der so wie ich es verstanden habe böse Geister/Seelen Verblichener sehen kann. Mit seiner schrägen Art und seinen komischen Sinn für Humor hat er es allerdings geschafft mich mehr als nur einmal zum schmunzeln zu bringen. Er hat mir das Buch auf jeden Fall zusätzlich versüßt und das Lesevergnügen gesteigert. Aber auch wenn er nicht gerade der Norm eines Helden oder guten Gefährten entspricht, war er genau das für Valender, ein Freund, als dieser ihn am meisten gebraucht hat, war er zuverlässig an dessen Stelle und ohne ihn wären bestimmt ein paar Dinge anders gekommen.

Alles in allem muss ich sagen, dass ich wirklich Spaß und Vergnügen beim Lesen empfunden habe und jede Seite genossen habe. Eine gelungene Mischung zwischen Krimi und Liebesgeschichte in einer Steampunk-Welt. Auf jeden Fall bleibt es nicht das einzige Buch dieses Genres für mich, denn nun bin ich angefixt. Zum Abschluss wollte ich noch ergänzen, dass ich über die Aufklärung der entführten Puppe sehr erstaunt war und niemals mit so einen Ende gerechnet hätte. Ein wirklich gut durchdachtes Ende und ein tolles Buch.