Rezension

Steampunk und Krimi, gut, aber es hätte mehr sein können

Schlüsselherz - Liv Abigail

Schlüsselherz
von Liv Abigail

Hinter Liv Abigail verbirgt sich Jennifer Benkau, was für mich allein schon Grund genug war, dieses Buch zu lesen. Der Titel, “Schlüsselherz”, deutete für mich auf eine stempunkig angehauchte Geschichte hin. Der Reiz im Steampunk war bei mir schon immer da und kann man ein Buch mit so wunderschönem Cover liegen lassen?

Cera, die wundervolle Puppe, die dazu geschaffen wurde mit Tanz zu verzaubern, sorgt sich um ihre verschwundene Freundin. Sie heuert den Buchhändler Valender an, der eher in die Rolle des Detektivs hineinschlittert. Der wiederum hat sein eigenes Geheimnis: Einen Vater, der gegen alle “Magischen” hetzt und nicht weiß, dass sein Sohn selbst diese besondere Fähigkeit hat. Valender ist verzaubert von Cera, die ebenfalls Gefühle für ihn empfindet. Doch sie ist eine Puppe und muss jeden Tag zu ihrem Besitzer zurück, um das ihr Uhrwerk aufziehen zu lassen. Werden sie Ceras Freundin finden und selbst zueinander?

Erster Satz: London hüllte sich in Grau und versteckte sich im schräg fallenden Regen wie hinter Schraffierungen von Bleistiftstrichen.

Idee: Steampunk gepaart mit Krimi und Liebe. Ungewöhnlich, aber umso mehr interessant. Die Liebe zwischen einer Puppe und einem Menschen gibt den gewissen Romeo und Julia – Touch. Sehr gute Idee.

Plot:  Ich fühlte mich eine ganze Zeit sehr verloren und dachte schon, mir würde das Buch überhaupt nicht gefallen. Allerdings stellte sich zum Schluss alles als genau richtig heraus. Die Verstrickungen und Wirrungen, die schlussendlich zueinander finden und alles Auflösen sind gut gewählt.

Schreibstil:  Ich finde man liest Jennifer Benkau absolut heraus. Sicher ist der Stil etwas anders,  aber man liest es ebenso gerne, wie ihre anderen Werke. Detailverliebt, aber nicht auf die nervige Art, mit einem besonderen Witz und Charme.

Charaktere:  Cera ist eine liebenswürdige, aber auch toughe Puppe. Sie ist in meinen Augen gut aufgearbeitet. Ich kann nicht genau sagen, was es ist, aber leider konnte ich sie nicht so ins Herz schließen wie andere Charaktere aus der Feder von Jennifer Benkau. Sicher ist Cera besonders durch ihre Eigenständigkeit. Am Beginn merkt man ihr die Puppe sehr an, z. B. durch das Stellen eines Rädchens, um zu erröten. Das verliert sich im Laufe der Handlung  und Cera wirkt so etwas zu menschlich.

Valander war lange auch nicht der Typ, mit dem ich Kaffee trinken würde, aber ich finde seine Details sehr ausgeklügelt. Ein eher verschrobener zurückhaltender Buchhändler entfaltet seine wahre Bestimmung zum Detektiv. Und nicht nur das, auch die Liebe zu Puppe Cera verändert ihn.

Hintergrund:  Ich fand die ganze Szenerie toll. Ich mag dieses Victorianische und die Dampfsachen und Automaten. Das was mich allerdings gestört hat, war das Jahr. Ich konnte der Geschichte 2012 nicht abnehmen. Dabei fand ich es gut, wie Modernes unserer heutigen Zeit in dieses Steampunksetting gebracht wurde. Leider bekam ich die Jahreszahl während des Lesens nicht aus dem Kopf.

Fazit: Steampunk mit dem ich gekämpft habe, das lag zum einen an dem für mich nicht ganz passendem Setting in heutiger Zeit, zum anderen wurde ich mit Cera nicht wirklich warm und fühlte mich im Plot erst verloren. Ansonsten eine tolle Geschichte. Für mich mal was anderes.

Für jeden, der Jennifer Benkau mag und gerne mal Steampunk kennenlernen möchte.