Rezension

Ein Unikat das Spaß macht

Der letzte Held - Samit Basu

Der letzte Held
von Samit Basu

Bewertet mit 4 Sternen

"Der letzte Held" ist das sensationelle Debüt des jungen Inders Samit Basu, der bereits als der indische Terry Pratchett gefeiert wird.

In einer Welt der modrigen Lampengeister, rosa Trolle und korrupter Krähen überlebt nur, wer ein wahrer Held ist. Dies erfährt der unbedarfte Prinz Asvin am eigenen Leib. Er soll den finsteren Herrscher Danh-Gem daran hindern, die Weltherrschaft zu übernehmen. Unterstützt wird Asvin von der schönen Maya und dem geheimnisvollen Magier Kirin. Doch die Mission ist ebenso aberwitzig wie gefährlich. Zum Glück können sich die Gefährten auf die Hilfe ihres Leibwächters verlassen - des Kampfkaninchens und Reiseschriftstellers Stahl-Bunz...
 

Auf das Buch wurde ich vorallem durch zwei Dinge aufmerksam. Zum einen das sehr exotische Cover und zum anderen der Vergleich mit Pratchett. Man ist es gewohnt, dass viele Autoren ihre Werke an Tolkien oder mittlerweile auch an Glukhovsky (Metro 2033) anlehnen, aber Pratchett war mir bisher neu gewesen. Von daher war die Erwartung genauso hoch wie die Neugierde. Zu sagen, dass er der indische Terry Pratchett ist, finde ich im nachhinein zwar etwas hochgegriffen, doch wenn man endlich damit aufgehört hat ihn mit Pratchett zu vergleichen, ist er wirklich lesenswert.

Basu entführt uns in eine Welt der orientalischen Märchen- und Mythengestalten und lässt es sich nicht nehmen, das ein oder andere berühmte Werk aus dem Fantasybereich oder dem Marveluniversum auf eine sehr freundliche und liebenswerte Art und Weise auf den Arm zu nehmen. Selbst das berühmte Fantasy Onlinespiel World of Warcraft bleibt nicht verschont. Natürlich wird nichts direkt genannt, aber es ist sehr leicht zu erraten.
Die mächtigste Stadt auf seiner Geschnittenen-Orangen-Welt ist Kol, die in vielen Hinsichten die indische Version von Ankh-Morpok ist. Das lässt sich einfach nicht leugnen und machte es mir am Anfang schwer, um das Ganze als eigenständiges Werk zu sehen und nicht als ein schlechter Abklatsch. Ich würde allerdings nicht so weit gehen und das ganze wütend als Plagiat brandtmarken. Dafür ist es einfach zu offensichtlich angedeutet, woher es kommt.

Die Geschichte selbst ist eine klassische Heldengeschichte. Auch die indischen Autoren lassen ihre Helden anscheinend gerne auf traditionelle Art und Weise heroisch leiden. Das Gute gegen das Böse, wobei das Böse im Auge des jeweiligen Betrachters liegt. Man verfolgt die Geschehnisse nämlich sowohl aus der Sicht der vermeintlich Guten, als auch der vermeintlich Bösen.

Bei den Helden und den diversen Nebencharakteren hat Basu in meinen Augen solide Arbeit geleistet. Viele haben mir sehr gut gefallen, und vorallem Kirin und vorallem sein treuer Paschan (= Troll) Stachel habe ich mit der Zeit richtig lieb gewonnen. Leider kann Basu aber auch genauso gut nervige und eher unsympathische Charaktere erschaffen und deshalb gibt es bei den "Guten" nur einen einzigen Charakter, der mich nicht genervt hat und den ich nicht mindestens zweimal den Tod durch irgendein Ungeheuer gewünscht habe.

Wer von Samit Basu nun also eine Satire a la Pratchett erwartet, dem rate ich von dem Buch entweder komplett ab oder empfehle, so unvoreingenommen wie möglich an dieses Buch heranzugehen. Wer aber Heldengeschichten mag, die unterhalten anstatt kritisch sein sollen, dem wird das Buch gefallen. Von mir bekommt das Buch 4 Sterne, denn es hat mich unterhalten, verzaubert und oft auch zum lachen gebracht.