Rezension

Ein verrückter Roadtrip von Wien nach Montenegro

Rückwärtswalzer - Vea Kaiser

Rückwärtswalzer
von Vea Kaiser

Inhalt
Als Onkel Willi stirbt bringt er Lorenz und seine drei Tanten in eine prekäre Lage. Denn Willi wollte immer in seinem Heimatland Montenegro begraben werden. Woher jedoch das Geld nehmen, um ihn dorthin zu überführen? Und so begibt sich die illustre Truppe mit der Leiche auf einen Roadtrip von Wien zum Balkan. Auf der Reise lernen wir jede der Tanten näher kennen und verstehen dadurch auch besser, warum sie die sind, die sie geworden sind und wieso sie mit einer jahrelangen Schuld nie so ganz abschließen konnten.

Meine Meinung
Vea Kaiser habe ich durch ihr Buch „Makarionissi oder Die Insel der Seligen" kennengelernt und wurde auch durch den Nachfolger „Rückwärtswalzer“ nicht enttäuscht. Ihr gelingt es sowohl in Rückblenden als auch in der im Jetzt stattfindenden Handlung zu überzeugen und dem Leser die Protagonisten näher zu bringen. Beide zeitlichen Ebenen haben mir gut gefallen, wenngleich die Rückblenden um einiges düster waren, aber durch den Roadtrip mit der Leiche im Gepäck – so makaber es klingen mag – jedoch eine gewisse Leichtigkeit in die Geschichte transportieren konnten.

Apropos transportieren, es ist schon eine merkwürdige Idee eine Leiche über 1.000 Kilometer an den Geburtsort zu fahren, nur um ihr seinen letzten Willen zu erfüllen. Was auf der Reise geschieht, ist nicht immer glaubwürdig, aber hier habe ich gerne ein Auge zugedrückt, weil ich die Tanten mit ihrem Überangebot an Nahrungsmitteln, welches sie als Proviant eingepackt hatten, einfach in mein Herz geschlossen habe. Überhaupt wurde das Thema „Essen“ in der Geschichte groß geschrieben und ich habe mich gerne an die Besuche bei meiner Oma zurückerinnert, bei der man auch nie genug essen konnte, weil man ja ach so dünn war.

So skurril der Roadtrip ist, so herzerwärmend sind die Geschichten rund um die drei Tanten, die jede für sich eine ganz besondere und nicht immer einfach Vergangenheit hatten, die sie für immer geprägt hat. Auch, dass sich Lorenz, der ewige Versager, so positiv entwickelt war schön zu beobachten. Er durchlebt eine Wandlung, die ihm gut tut und ihn auch dem Leser sympathischer macht.

Fazit
„Rückwärtswalzer“  ist ein warmherziger Roman und zugleich ein Loblied auf die Familie. Man merkt, dass Vea Kaiser ihre Figuren liebt und kommt nicht umhin, es ihr gleich zu tun. Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung