Rezension

Ein wenig schwächer, aber trotzdem empfehlenswert!

Erbe und Schicksal
von Jeffrey Archer

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhalt

In der Nachkriegszeit scheinen sich die Wogen und dramatischen Umstände aus den letzten Jahren zu legen. Doch vorher muss endgültig darüber entschieden werden, ob Harry oder Giles das Barrington-Imperium erbt. Dabei würde Harry darauf verzichten, nur um endlich mit seiner großen Liebe Emma zusammen zu sein. Es kann aber keiner ahnen, dass sich im Hintergrund bereits schon die nächsten Intrigen anbahnen. Und diesmal soll selbst die Barrington Schifffahrt vernichtet werden.

 

Meinung

Ich hätte niemals im Leben geglaubt, dass ich mal eine Serie so sehr feiere, wie die Clifton-Saga von Jeffrey Archer. Eindeutig eher historisch angehaucht, eindeutig mit sehr vielen Familiendramen bespickt und trotzdem reißt es mich immer mit.
So auch diesmal geschehen mit „Erbe und Schicksal“, dem dritten Teil, von Jeffrey Archer.
Wer die Reihe kennt und liebt, wird wissen wovon ich rede. Denen, die diese Reihe noch nicht gelesen haben, sei gesagt, ihr verpasst eine wundervolle Erzählkunst eines großartigen Schriftstellers. Der Schreibstil ist so detailverliebt, aber nicht überladen. Jeffrey Archer versteht es immer wieder den Leser instant zurück ins Geschehen zu holen, eine dichte Atmosphäre, passend zum Zeitgeschehen und der Handlung, zu erzeugen. Obwohl dieses Buch in dem Zeitraum ab 1945 spielt, wirkt es nicht künstlich oder altbacken angehaucht. Es streut tatsächliche historische Daten oder Personen mit in die Handlung oder in Sätze ein, sodass sie einem kaum auffallen. Dadurch bekommt die Geschichte einen Hauch Realität in dieser Fiktion. Und den einen oder anderen interessanten Fakt kann man auch nicht leugnen.

Nahtlos knüpft der Autor an den spannenden Cliffhanger aus „Das Vermächtnis des Vaters“ an. Ich bin natürlich nicht so Banane und nehme euch die Auflösung! Es sei aber gesagt, diese Entscheidung, die da getroffen wird, hat natürlich weitreichende Konsequenzen. Wie sollte es auch anders sein? Es geht schließlich um ein Schifffahrts-Imperium und richtig viel Geld! Und solche Szenen, wie am Ende des letzten Buchs, wird es in „Erbe und Schicksal“ häufiger geben. Es werden wichtige Gespräche geführt, wichtige Verhandlungen und Entscheidungen getroffen! Das ist für den Teil auch mein größter Kritikpunkt. Nicht inhaltlich. Sondern in der Umsetzung. In diesem Buch wird viel ausgeholt, diese besonderen Szenen sind, für meinen Geschmack, immer etwas lang und zäh. Das nimmt der Geschichte ein wenig die Spannung und eigentlich wollte ich persönlich nur wissen, wie es mit Emma, Harry, Giles und dem ganzen Anhang weitergeht.

Denn die drei sind die Stahlträger in diesem Buch. Ich will mir gar nicht ausmalen, wie es wäre, wenn einem der drei etwas passiert. Man hat sie nun schon über diese drei Bücher so ins Herz geschlossen. Trotz mancher Macken und Fehler, die sie noch immer machen. Menschen sind nicht unfehlbar. Insgesamt sind es auch einfach drei wundervolle Charaktere, die mit dieser Geschichte, mit der Zeit reifen und natürlich auch altern und damit dazulernen. Diese Charakterinszenierung von Jeffrey Archer ist so gut gelungen! Ich genieße es jedes Mal in diese Welt abzutauchen und mit den dreien zu leben.

Oh, und wo wäre der Spaß, das große Mitleiden, wenn es nicht Antagonisten gäbe? Und in diesem Buch finden sich schon einige, die dem Barrington-Clifton-Clan ordentlich zusetzen wollen. Und mit Verlaub, Archer schafft es auch hier wieder, jegliche Empathie für diese Charaktere auszumerzen. So viel Bosheit und Missgunst liegt in diesen Personen. Das ist wunderbar umgesetzt. Da leidet man als Leser mit. Man regt sich tierisch auf, da man durch die bekannten Perspektivwechsel auch in deren Rollen schlüpft. Find ich fies und super zugleich!

Ich fand es zwar schade, dass Sebastian, der Sohn von Emma und Harry, in diesem Buch zwar schon eine gewisse Präsenz darstellt, diese aber sehr kurz und oberflächlich abgehandelt wurde. Erst im letzten Drittel bekommt man als Leser ein besseres Bild von seinem Charakter und der Person. Und der Cliffhanger, ein nun schon traditionelles Element in dieser Reihe, setzt Sebastian in den Fokus. Hier kitzelt der Autor auch wieder die Spannung heraus, die ich bis dahin vermisst hatte und die ich aus den ersten beiden Bänden gewohnt war. Ich bin aber davon überzeugt, dass man im nächsten Band noch etwas mehr über Sebastian erfahren wird und freu mich schon sehr drauf.

Fazit
Ich liebe diese Reihe. Da kann ich es gut verschmerzen, wenn es mal kleine Einbrüche gibt. Dass es dieses Mal einige Längen gab, die sich etwas gezogen haben und dass die Spannung erst wieder gegen Ende an die Vorgänger anknüpfen konnte. Ja, damit kann ich leben. Letztendlich habe ich trotzdem genau das bekommen, was ich erwartet habe: Ein buntes Potpourri aus Intrigen, Liebe, Erzählungen und schicksalhaften Wendungen. Ich warte sehnsüchtig auf Teil 4 „Im Schatten unserer Wünsche“, der erst im September 2016 bei Heyne erscheinen wird.