Rezension

Ein wenig zu naiv, aber ok

Der süße Kuss der Lüge - Beatrix Gurian

Der süße Kuss der Lüge
von Beatrix Gurian

Bewertet mit 4 Sternen

Lu, eigentlich Marie-Luise, ist verliebt. Unglaublich, dass gerade dieser Polizist so auf sie abfährt, sie so sehr verzaubert hat. Und so, wie es aussieht, meint er es wirklich ernst. Sogar mit ihrer kleinen Nichte Ida kommt Diego toll zurecht.

Aber als Ida auf dem Spielplatz spurlos verschwindet und Diego, der ja immerhin Polizist ist, sich nicht um Hilfe bemüht, wie er es versprochen hat, bricht für Lu eine Welt zusammen. Hat Diego etwas mit dem Verschwinden der Kleinen zu tun? Wohl ja, denn alles was er Lu je erzählt hat, bricht nach und nach wie ein Kartenhaus zusammen. Um auch das kleinste Detail festzuhalten, berichtet sie der Polizei alles von Anfang an bis zu dem Zeitpunkt, als Ida verschwand. Nur so besteht die Hoffnung, Ida zu retten.

Meine Meinung

Ich bin ganz ehrlich, zu Anfang ging Lu mir ziemlich auf die Nerven. Ok, ein junges Mädchen, gerade 17 Jahre alt, nicht so der flippige Typ, näht ihre Klamotten selbst und hat ein paar Pfunde zu viel an Bord. Das, was sie dort zu viel hat, ist an Selbstbewusstsein definitiv zu wenig. Voller Selbstzweifel kommt sie klein und unscheinbar rüber, mein Kopfkino stellte sich ziemlich zügig ein hässliches Entlein vor.

Und dann kommt so ein smarter, schlanker, gutaussehender Polizist daher und wickelt sie förmlich um den kleinen Finger. Dieses rosarote Getue und diese naive Art, das wurde mir irgendwann zu viel. Ebenso wie dieses ewige "Oh mein Gott, ich bin schuld. . . " immer und immer wieder, das war zweitweise übertrieben. Das Ganze wird aus der Sicht Lu's berichtet. Zwischendurch gibt es jedoch Kapitel, deren Geschichte in einen anderen zeit verläuft. Sie beginnen 1994 und beschreiben das leben eines Kindes, später Jugendlichen. Was man da zu lesen bekommt, geht einem schon ganz schön nahe. Dabei geht es hauptsächlich um zwei Jungs, die erst gegeneinander, später miteinander allerhand durchstehen müssen, bis es zu einem tragischen Ereignis kommt. Die Autorin beschreibt das Geschehen aus der früheren Zeit recht anonym,      

es werden zwar Namen genannt, die aber stehen in keinem offensichtlichen Zusammenhang mit den aktuellen Personen der Jetzt-Geschichte. 

Insgesamt hatte ich irgendwann das Gefühl, dass es mir zu langatmig wurde, viel Gerede und Drumherum, aber kein so rechtes von der Stelle kommen. Der Schreibstil hingegen hat mir gut gefallen, in kurzen Sätzen, nicht verschachtelt, wird dieser doch spannende Thriller auch Jugendlichen gut näher gebracht.

Unterm Strich

Liebe kann gefährlich sein, so steht es auf der Rückseite dieses Buches. Es hat hier viel mit Vertrauen zu tun, auch wenn die Wolken rosarot sind, so können sie doch auch schnell grau oder schwarz werden. Für die Länge und ein wenig zu viel Naivität gibt es Punktabzug.