Rezension

Eindringlich erzählte Zeitreise

Perlenbach -

Perlenbach
von Anna-Maria Caspari

Bewertet mit 5 Sternen

Die Eifel am Ende des 19. Jahrhunderts. Hier wachsen die drei Kinder Jacob, Wilhelm und Luise in der kleinen Tuchmacherstadt Monschau, damals noch Montjoie, auf. Während Jacobs Vater ein wohlhabender Tuchmacher und Luises Vater ein Arzt ist, wächst Wilhelm auf dem elterlichen Hof in Wollseifen unter harten Bedingungen auf. Nur gelegentlich darf er Herrn Becker, Jacobs Vater nach Montjoie begleiten, um Jacob ein wenig Abwechslung zu bieten. Doch trotz unterschiedlicher Herkunft haben alle drei Kinder große Träume, die den damaligen Konventionen widersprachen.
Aufmerksam wurde ich auf das Buch, weil es in der Eifel spielt, gerade das Städtchen Monschau ist mir wohl bekannt, da ich nicht sehr weit von dort entfernt lebe und schon oft dort war. Auch Wollseifen, das heute verlassen ist, ist mir sofort ein Begriff gewesen. Dementsprechend spannend fand ich das Buch zu lesen, denn die Orte, die die Protagonisten besuchen, sind mir zum großen Teil bekannt und dementsprechend konnte ich das Geschehen vor mir sehen.
Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen, er ist der Zeit, in der das Buch handelt angepasst und wirkt dadurch lebendig. Die Geschichte liest sich sehr anschaulich und flüssig und die damaligen Begebenheiten, sowohl die politischen als auch die persönlichen Entwicklungen, sind authentisch und gut recherchiert.
Im Nachhinein habe ich erfahren, dass Perlenbach der zweite Band einer Eifel Trilogie ist, doch beim Lesen der Geschichte gab es keine Verständnisprobleme, zumal der erste Band, Ginsterhöhe, zeitlich erst nach Perlenbach spielt. So kann ich hier guten Gewissens sagen, dass die Bücher auch unabhängig voneinander gelesen werden können.
Da ich die Eifel und die gesamte Umgebung persönlich kenne, kann ich sagen, dass es der Autorin hervorragend gelungen ist, die Atmosphäre Monschaus, aber auch die Landschaft der Eifel darzustellen. Es war wie eine Zeitreise für mich, in der das rote Haus noch kein Museum war und Wollseifen noch bewohnt. Auch das politische Geschehen, die damalige Rolle der Frau und das Leben der Bevölkerung wird hier sehr gut geschildert, auch die Entwicklungen der Zeit, wie z. B. in der Medizin, werden mit eingebracht. Insgesamt hatte ich hier das Gefühl eine wahre Begebenheit zu lesen.
Die Träume und Wünsche der Kinder sind für damalige Zeiten schon beinahe revolutionär. Gerade Luise, die in die Fußstapfen des Vaters treten und Ärztin werden möchte, muss sich hier so manch einer Herausforderung stellen. Aber auch Wilhelm und Jacob werden vor schwierigen Entscheidungen gestellt.
Erzählt wird die Geschichte aus den Perspektiven der drei Kinder und aus Tagebucheinträgen von Luises Gouvernante Frederike von Knobloch. Gerade auch durch letzteres erfährt der Leser viel vom Zeitgeschehen. Mir hat diese Abwechslung sehr gut gefallen, denn hier konnten die gesellschaftlichen Unterschiede noch einmal deutlich hervorgehoben werden und man fühlte sich auf eine besondere Art mit den Kindern verbunden.
Mein Fazit: Perlenbach ist ein Buch mit viel Tiefe und wird eindringlich erzählt. Als Leser fühlt man sich hier regelrecht in die damalige Zeit versetzt und es macht unheimlich viel Spaß, sowohl den Charakteren zuzuschauen als auch Entwicklungen und Geschehen mitzuverfolgen. Absolute Leseempfehlung.