Rezension

Eine gelungene Fortsetzung

Perlenbach -

Perlenbach
von Anna-Maria Caspari

Bewertet mit 5 Sternen

Dieser zweite Band, der im Dorf Wollseifen und der Stadt Monschau, die wir schon aus „Ginsterhöhe“ kennen, spielt, ist zeitlich die Vorgeschichte dazu.

 

Wir lernen Luise, Jacob und Wilhelm, drei Kinder unterschiedlicher Herkunft kennen, die alle drei durch den Wunsch aus dem Gefüge der Zeit und dem Ort ausbrechen zu können, verbunden sind. Luise, Tochter eines Arztes, will in seine Fußstapfen treten, was im 19. Jahrhundert Mädchen und Frauen verboten ist. Jacob soll die Fabrik des Vaters übernehmen und Wilhelm, der jüngste Sohn eines Schafbauern soll entweder als Knecht am elterlichen Hof oder im nahe gelegenen Bergwerk arbeiten, denn die Landwirtschaft erbt der älteste Sohn.

 

Die Jahre vergehen und während Luise mithilfe ihrer Hauslehrerin ihrem Ziel, doch noch Medizin studieren zu dürfen in kleinen Schritten näher kommt, muss Jacob ins Internat nach Aachen und Lehrjahre in der Fabrik eines väterlichen Freundes verbringen. Wilhelm, so scheint es, hat es gut getroffen, denn er wird als Lehrjunge in der Fabrik von Jacobs Vater aufgenommen, wo er so richtig aufblüht.

 

Doch dann nimmt das Verhängnis seinen Lauf, als ein im Zorn dahin gesagter Satz Wilhelms, beinahe Jacobs Geheimnis aufdeckt ....

 

Meine Meinung:

 

Wie schon in „Ginsterhöhe“ ist dieser historische Roman penibel recherchiert und gekonnt erzählt. Die Autorin verquickt Fakten mit Fiktion und zeichnet so ein stimmiges Bild der „guten alten Zeit“, die so gut gar nicht war.

 

Meistens sind die rigiden Zwänge und Einschränkungen, denen Frauen unterworfen waren Thema historischer Romane. Dass auch Männer unter dem Klüngel der Zeit gelitten haben, wird nicht so häufig dargestellt. Hier erleben wir am Schicksal Wilhelms, wie es kaum möglich ist, die eigene Herkunft hinter sich zu lassen und sich emporzuarbeiten. Doch auch der Fabriksbesitzerssohn Jacob hat es nicht einfach. Zum einen ist er aufgrund eines Unfalls in der Kindheit beeinträchtigt und zum anderen macht er sich wenig aus Frauen.

 

Im letzten Drittel des Romans begegnen wir dann den italienischen Bauarbeitern, die den Staudamm für das Kraftwerk bauen. Von ihnen ist ja in „Ginsterhöhe“ zu lesen.

 

Der Schreibstil ist flüssig und der historische Roman gut zu lesen. Wir verfolgen die drei Kinder auf ihren Lebenswegen bis ins hohe Alter. Einzig der Titel gebende Perlenbach kommt für mich zu kurz.

 

Fazit:

 

Eine sehr gut gelungene Fortsetzung der unterschiedlichen Lebenswelten am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.