Rezension

Eine anspruchsvolle und rätselhafte Geschichte!

Die Dornen der Stille -

Die Dornen der Stille
von Astrid Korten

Bewertet mit 3.5 Sternen

Am 13. August 2021 ist ein weiterer Psychothriller von Astrid Korten erschienen. "Die Dornen der Stille" ist ein bewegender und verstörender Psychothriller, der im Independently Published-Verlag erschienen ist.

"Alles begann, als David Wood zu uns kam, auch der Beginn eines neuen Lebens. Ich war stolz, dass er da war, bis zu dem Vorfall mit Aileen…“

Der dreiundsechzigjährige Drehbuchautor Alexander Martin wendet sich an die West Vancouver Police Division, weil er ein Verbrechen verhindern will. Im Befragungszimmer trifft er auf Inspector Constable Abbott, der eine Vergewaltigungsserie und einen Mord aufklären muss. Alex überlässt dem Ermittler sein Tagebuch. Nachdem Abbott die Aufzeichnungen gesichtet hat, häutet er Alex wie eine Zwiebel. Fast, ohne dass sie es merken, verbinden sich die Grübeleien der beiden Männer und das Tasten nach dem Sinn einer Tat mit einer geheimnisvollen, rätselhaften Geschichte um ein Geheimnis, das zwischen Alex und seinem Pflegebruder David steht…

In dieser rätselhaften Geschichte entwickelten sich schnell einige Fragen, auf dessen Antworten ich natürlich sehr gespannt war. Ich habe mir regelmäßig den Kopf zerbrochen und ich habe viele Vermutungen aufgestellt, sodass ich einige Abschnitte schon fast analysiert habe. Bei einigen Protagonisten wurde das Verhalten bis zu einem bestimmten Zeitpunkt ausführlich beschrieben, wo ich mir im weiteren Verlauf spektakulärere Wendungen erhofft habe. So erging es mir bis zum Schluss, wo für mich noch viele Fragen offen waren. Alexs' Eltern, die am Anfang eine große Rolle gespielt haben, konnte ich die ganze Zeit über nicht wirklich einschätzen, da mir auch hier einige Andeutungen zum mitspekulieren auf dem Weg mitgegeben wurden. Unklarheiten wurden meiner Fantasie selbst überlassen, was ich schade fand. Denn ich hätte schon gerne gewusst, wie nah ich mit meinen Vermutungen lag.

Das Buch ist als Tagebuch aufgebaut, wo Alex seine Geschichte erzählt. Zwischendurch wurde in den Befragungsraum gewechselt, wo Inspector Constable Abbott immer mehr Abgründe erfährt, die zwischen Alex und seinem Pflegebruder David stattgefunden haben sollen. Vermutungen und Täuschungen ergeben ein Ende, was ich persönlich erst beim wiederholten mal durchlesen verstanden habe. Denn das Finale empfand ich als sehr verwirrend und schwer zu verstehen. Da auch hier meine Fantasie gefordert wurde, konnten mich die letzten Seiten leider nicht überzeugen. Den Anfang fand ich unheimlich spannend und teilweise sehr brutal, doch beim letzten Drittel hatte ich immer wieder Schwierigkeiten, der Handlung zu folgen. Sehr verworrene Gedanken und Nebensächlichkeiten haben die Handlung in den Hintergrund gedrängt. Das Buch ist anspruchsvoll geschrieben, sodass man immer wieder auch zwischen den Zeilen lesen sollte.

Die Eltern von Alex waren schon sehr speziell. Sie kümmerten sich permanent um andere Menschen und genossen so den Ruf der Gutmenschen. Ich nahm an, dass die Beziehung zwischen ihm und seiner Schwester deshalb nicht so innig war, wie es sein sollte. Obwohl in der Familie von außen alles harmonisch wirkte, trog mit Sicherheit der Schein. Irgendwie hatte ich permanent das Gefühl, dass die Eltern hier doch nicht ihr wahres Gesicht gezeigt haben. Alex ist der Hauptprotagonist und durch seine detaillierten Schilderungen besitzt er eine enorme Tiefe. Dieser Charakter hat mich auf eine verstörende Reise, die aus Wahn und Realität bestand, geschickt. Er liebt die Ruhe und ist am liebsten alleine. Obwohl er soziale Kontakte pflegt, ist keine Freundschaft oder Beziehung eng. Warum er sich davor gescheut hat, kam Stück für Stück ans Licht. Auch die Entwicklung von David und das Miteinander leben der beiden unter einem Dach, hat nicht nur schöne Seiten offenbart. Warum Davids' Kindheit nicht leicht war und weshalb er einen Platz in Alexs' Familie eingenommen hat, wurde von der Autorin ebenfalls deutlich und ausführlich geschildert.

Die Atmosphäre ist meistens sehr melancholisch und geheimnisvoll, der Schreibstil flüssig, detailliert und oft poetisch. Diese Geschichte ist keine Lektüre für zwischendurch, denn diesmal musste ich mich sehr konzentrieren, damit ich keine wichtigen Details überlese. "Die Dornen der Stille" ist atmosphärisch, spannend und verwirrend, aber ich war wie erwähnt am Ende zu sehr verwirrt. Das spezielle Ende erlaubt wieder Spielraum für eigene Spekulationen, wenn ich es richtig verstanden habe. Die letzten Seiten haben mich leider nicht umgehauen, was ich diesmal sehr schade finde. Von mir gibt es 3,5 Sterne.