Rezension

Eine berührende Geschichte zweier Schwestern

Kirschen im Schnee
von Kat Yeh

Bewertet mit 5 Sternen

DiDi und GiGi leben zusammen als Schwestern. Ihre Mutter starb als GiGi noch ein Baby war. Ihre Spitznamen haben sie sich als BH-Größen ausgedacht. Aber GiGi heißt eigentlich Galileo Galilei Barnes und ihre neun Jahre ältere Schwester bekam den Namen einer bekannten Countrysängerin: Delta Dawn Barnes. Beide verlassen die langjährige Wohnwagensiedlung und ziehen von den Südstaaten in eine fußläufige Kleinstadt. DiDi arbeitet in einem vornehmen Friseursalon. Alljährlich backt DiDi den Kuchen-ohne-Backen, den sie auch Kirschen im Schnee nennen. Es ist ein altes Rezept von Mom. Als DiDi bei einem Backwettbewerb eine Million Dollar gewinnt, beschließt DiDi, dass GiGi die besten Voraussetzungen bekommt, um ihren naturwissenschaftlichen Neigungen nachzugehen. DiDi meldet GiGi in einer Privatschule an. Doch nach außen leben beide weiterhin das spartanische leben. Ein altes Auto aus den 1980er Jahren muss reichen. Und Klamotten anderer Leute auftragen kann auch nicht schaden. An der neuen Schule lernt GiGi, die sich ab jetzt in der neuen Schule vorgenommen hat, sich Leia zu nennen, Trip (eigentlich Bradford Breckinridge Davis der Dritte heißt) und Billy aus ihrer Klasse kennen. Der Mitschülerin Mace geht GiGi lieber aus dem Weg. Dann gibt es da noch Moms damaligen Lippenstift Kirschen im Schnee von Revlon, den GiGi unbedingt zum Geburtstag von DiDi schenken möchte.

In diesem Jugendroman erzählt die amerikanische Autorin Kat Yeh (der Name fasziniert mich, weil es kaum kürzer geht) eine berührende Geschichte einer Siebenklässlerin, die an ihrer neuen Schule mit anderen Voraussetzungen starten will. GiGi lässt sich meistens nichts gefallen, gibt gerne standfeste Kommentare, und ist mit ihrem Alter relativ klug, zumindest bekommt sie keine schlechtere Note als eine eins in ihren Leistungen. Leider klappt es nicht immer. DiDi ist dagegen die fürsorgliche „große“ Schwester, die das Leben von beiden managt. Ihre ältere Schwester erzog GiGi im Sinne deren Mutter, zumindest betont DiDi es ihrer Schwester jahrelang. Bis GiGi hinter das Geheimnis des Lippenstiftes kommt. Bis dahin unterhält die Autorin Jung und Alt mit einer einfühlsamen Geschichte, bei der man mit der Hauptprotagonistin sozusagen mit fiebert bei allen Höhen und Tiefen. Trip als süßer Junge, auf den Mädchen stehen, verguckt sich ausgerechnet in GiGi, obwohl sie gar nicht seinen elterlichen Maßstäben entspricht.

Mit diesem Roman begeistert die Autorin Jugendliche wie Erwachsene, weil hier das Leben einer zwölfjährigen erzählt wird, die weder auf den Mund gefallen ist, noch sich täuschen lässt. Die Figuren, deren Handlungen und Familiengeheimnisse werden einerseits auf eine zarte Art, und andererseits frisch und verletzlich erzählt. Vor allem wächst einem die Hauptprotagonistin nach wenigen Seiten schon ans Herz. Am Ende mancher Kapitel im Buch sind Back- und Kochrezepte angehängt. Und das Buchcover erinnert auch eher an ein Kochbuch als an einen Roman. Deshalb könnte man unbedenklich das Buch zwischen die Kochbücher in der Küche als Deko(buch) stellen.