Rezension

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Eine bewegende Geschichte bei der es viele humorvolle Szenen gibt, die aber nicht über den Ernst der Situation hinweg täuschen

Unter uns nur Wolken - Anna Pfeffer

Unter uns nur Wolken
von Anna Pfeffer

Unter uns nur Wolken von Anna Pfeffer

Mag die Erinnerung auch gehen, die Liebe bleibt.

Tom ist ratlos: Sein Großvater Florian hat Alzheimer und lehnt jede Hilfe ab. Während bei Florian das Gestern verschwindet, sucht Tom im Heute verzweifelt eine Pflegerin. Doch keine will bleiben, denn sobald Tom die Wohnung verlässt, wird der charmante alte Herr zum Ekelpaket. Bis Ani vor der Tür steht. Ohne Wohnung, dafür mit Liebeskummer. Alle Versuche, Ani zu vergraulen, scheitern. Allmählich beginnt Florian sich ihr zu öffnen und gegen das Vergessen anzuerzählen. Vor allem von seiner großen Liebe Greta. Und verändert damit nicht nur sein Leben, sondern auch das von Ani und Tom.

Berührend und witzig: ein Generationenroman, der unter Lachen zu Tränen rührt.

Mag die Erinnerung auch gehen, die Liebe bleibt ….....

....passt sehr gut zu „Unter uns nur Wolken“ von Anna Pfeffer.

Bei der neuen Geschichte des Autorenduos wurde das Thema Alzheimer aufggriffen und wunderbar in die Geschichte rund um Florian, Ani und Tom eingebaut. Ich konnte mich gut in die einzelnen Charaktere reinversetzen und die Mischung des Buches hat mir  gefallen. Das Thema ist ernst und trotzdem ist es keine schwere Kost die man hier serviert bekommt. Die Krankheit wird hier nur angerissen, es geht nicht arg in die Tiefe, zeigt aber dennoch was sie in den einzelnen Charakteren auslöst und wie sich das Leben der Betroffenen, aber auch der Angehörigen ändert. Für den Leser gibt es viele humorvolle Szenen. Man muss einfach lachen, denkt sich aber im gleichen Moment "so lustig ist das gar nicht" und überlegt "wie würde ich an Anis Stelle handeln"? Es gibt immer wieder Momente wo man das Buch weg legt und wirklich überlegt - was würde ich tun. Schnell wird klar das man manchmal im Bruchteil weniger Sekunden reagieren bzw. handeln muss und das aus einem guten Tag, recht schnell ein schlechter werden kann. Gerade bei Florian, der es sich ja zur Aufgabe gemacht hat, seine Plegerinnen loszuwerden, kann man nicht immer abschätzen wie es ihm gerade geht. 

Florian, Ani und Tom habe ich sofort in mein Herz geschlossen, jeder empfindet die Krankheit anders und so kann ich nachvollziehen das es Florian gar nicht gefällt das er von heute auf morgen eine Pflegerin vor die Nase gesetzt bekommt. Im Moment überwiegen bei ihm die guten Tage, er vergisst die schlechten Tage und so fühlt er sich kerngesund.Er will und kann sich nicht eingestehen das alles auch anders sein kann und er fühlt sich von den Pflegerinen persönlich angegriffen. Er hat sich in den Kopf gesetzt das er keine Pflegerin braucht und dementsprechend tut er alles um diese schnell wieder loszuwerden. Teilweise sind seine Aktionen überspitzt dargestellt, aber ich denke das wurde bewusst so gemacht. Erst als er mit seinen eigenen Waffen geschlagen wird, kommt es zu einem Umdenken bei ihm. Ani kommt eigentlich per Zufall zu dem Pflegerinnenjob. Für sie ist es ein Glücksfall, denn auch ihr Leben ist von einer Minute zur anderen ins Wanken geraten, auch sie trägt viel Ballast auf ihren Schultern. Gerade noch glücklich und zufrieden und dann steht sie plötzlich vor dem nichts. Sie braucht unbedingt einen Job, aber noch dringender ein Dach über dem Kopf. Kein Wunder das sie zugreift als sich die Gelegenheit bietet und es ist schon krass was sie sich von dem alten Mann alles bieten lassen muss. Er fährt wirklich alles auf was er kann, blöd ist nur das Ani sich nicht so einfach vergraulen lässt wie die Pflegerinnen vor ihr. Man spürt eigentlich von Anfang an das Ani etwas an sich hat das ihm imponiert, aber auch das er seinen Plan durchziehen will. Es gibt immer wieder Momente wo ich denke, so jetzt freunden sie sich an, aber bis es soweit ist passiert noch einiges. Tja und mehr oder weniger zwischen den Stühlen sitzt Tom. Er hat es auch nicht leicht. Die Sorge um seinen Opa macht ihm zu schaffen. Er würde sich ja gerne selbst um ihn kümmern, aber das geht nicht weil er Geld verdienen muss. Ausserdem möchte er das der alte Mann seinen Lebensabend zu Hause, in der gewohnten Umgebung, verbringen kann. Seine Eltern sind ihm da keine Hilfe. Florian ist überarbeitet, gereizt und total übermüdet. Seine Arbeit in seiner Bar fordert einiges von ihm ab und genug Schlaf bekommt er auch nicht. Oftmals ist er gereizt, einfach nur müde und nicht in der Lage vernünftig zu handeln. Man spürt bei ihm die Belastung durch die Krankheit, aber auch die Liebe und Verbundenheit zu seinem Opa, auch wenn dieser seine Geduld im Moment mehr wie strapaziert. Er kann ihn ja verstehen, aber es wurmt ihn das dieser ihn nicht versteht und ihm immer wieder das Leben schwer macht.   Anni war eine Notlösung, aber er merkt recht schnell das sie anders ist wie die Pflegerinnen vor ihr, das sie zwar verletztlich ist,das nicht alles an ihr abprellt, aber halt auch das sie ein dickes Fell hat. Er mag sie, obwohl er sich das nicht zugestehen will und auch Ani erkennt bald, das der ruppige und unfreundliche Tom eigentlich ganz nett ist.

Eine bewegende und rührende Geschichte die zeigt wie sich das Leben von Betroffenen und Angehörigen innerhalb von Minuten verändern kann, aber auch wie schwer es ist mit dieser Krankheit zu leben. Das sich zwischen Tom und Ani etwas anbahnt ist von Anfang an klar, aber alles geht schön langsam und passt zu der Geschichte. Das Buch wurde humorvoll geschrieben und dennoch kam der Ernst dahinter bei mir an. Ganz toll fand ich auch das man das Buch aus Sicht von Ani und Tom gelesen hat, so wusste man immer was in dem jeweiligen anderen vor geht und wie unterschiedlich die einzelnen Situationen aufgenommen wurden. 

Alles in allem, mich hat das Buch, nicht nur, richtig gut unterhalten. Obwohl das Thema Alzheimer nur angeritzt wurde, hat man am Schluss erkannt wie tückisch die Krankheit sein kann und wie schwer es für alle ist mit diesem Krankheitsbild zurechtzukommen.
 

Mag die Erinnerung auch gehen, die Liebe bleibt …..... dieser eine Satz spricht eigentlich auch Florians Ängste aus - die Angst alles zu vergessen was einem wichtig ist.

Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung und fünf Sterne.