Rezension

Eine epische Geschichte über Liebe, Verlust, Verrat und Triumph

She Who Became the Sun -

She Who Became the Sun
von Shelley Parker-Chan

Bewertet mit 4.5 Sternen

Chinesische Legende vom Bauernmädchen, das zum Kaiser aufsteigt

Zwei hungernde Bauernkinder, ein Junge, dem Größe vorhergesagt wird, und seine Schwester, der eine Zukunft verweigert wird, leben in ärmlichen Bedingungen im historischen China, das im Jahr 1345 unter der harten Herrschaft der Mongolen steht. Durch einen Überfall bleiben die beiden allein zurück, doch dem Bruder fehlt der Lebenswille. Um ihrem Schicksal zu entkommen, übernimmt das Mädchen die Identität ihres Bruders Zhu Chongba und flüchtet in ein Kloster, wo sie eine Ausbildung bekommt und einen Freund fürs Leben findet. Der Abt unterstützt die Rebellion gegen die mongolische Herrschaft, was unweigerlich zur Zerstörung des Klosters führt. Zhu schließt sich den Rebellen an und erweist sich als klug vorausschauend. Natürlich spielen auch jede Menge Intrigen unter den Rebellen eine Rolle, die sich gegen die Mongolen erheben. Das macht es für Zhu besonders gefährlich, für den Leser aber auch recht spannend. Und es scheint bewusst so zu sein, dass Gefühle weitestgehend ausgeklammert werden. Denn die Heldin ist nicht strahlend, sondern konsequent und manchmal auch grausam in ihrer Handlungsweise. Hier passt sie sich aber nur ihrem Umfeld an, das nicht nur von den Frauen, sondern auch den Männern die Einhaltung bestimmter Regeln verlangt.

Weitere wichtige Personen: Chen Youliang, ein Minister, der gern König wäre. Der Eunuch Ouyang, der die Auslöschung seiner Familie rächen will. Wang Baoxiang, der sich nach Anerkennung sehnt. Ma Xiuying, die in Zhu streng verschlossene Emotionen weckt.

Die australische Autorin Shelley Parker-Chan arbeitete lange als Diplomatin und setzt sich für Menschenrechte, Gleichberechtigung und LGBT-Rechte ein. Aufgewachsen ist sie laut eigener Aussage mit griechischen Mythen, arthurischen Legenden und chinesischen Märchen. „She Who Became the Sun“ ist ihr Debütroman.

Mit queeren Figuren, Krieg, Bruderzwist, Liebe, Rache und sich abzeichnenden übernatürlichen Fähigkeiten bietet Shelly Parker-Chan großes Kino. Es liegt also ein Genre-Mix aus Fantasy, Geschichte und Gender vor.

Mich hat der Schreibstil mitgerissen, doch ich empfand den Roman auch als niederdrückend, wie das Leben im 14. Jahrhundert in China wohl auch war.