Rezension

Eine erschreckende Geschichte, die mich allerdings nicht bis ins letzte berühren konnte!

Dunkles Schweigen - Brigitte Blobel

Dunkles Schweigen
von Brigitte Blobel

Bewertet mit 4 Sternen

In "Dunkles Schweigen" lernt man den verschlossenen und deprimierten Jungen Benjamin kennen. Nach dem Tod des geliebten Vaters ging es in seinem Leben nur noch Berg ab. Er selber hatte Schwierigkeiten den Tod zu verdauen und seine Mutter fiel in tiefe Depressionen. Nach einiger Zeit wollte seine Mutter aber wieder ein Schritt Richtung Leben machen und begibt sich in psychologische Behandlung. Leider findet diese viele Kilometer entfernt statt, sodass Benjamin nicht zu Hause wohnen bleiben kann. Das für ihn ausgesuchte Internat gefällt ihm zu Anfang sehr. Er findet schnell Anschluss in der Klasse und vor allem sein Kunstlehrer fördert und motiviert ihn.
Nach dem er aber plötzlich krank wird und sein Kunstlehrer ihn bei sich aufnimmt, wird alles anders. Es fängt mit kleinen Andeutungen und komischen Berührungen an... Eines Nachts geschieht dann das Unfassbare! Der Kunstlehrer betritt heimlich sein Zimmer und macht unausprechliche Dinge mit ihm.
Ab da an versucht er das Internat schnellst möglich zu verlassen, doch seine Mutter reagiert nicht so schnell, wie Benjamin es erwartet hat. Er fühlt sich im Stich gelassen und die Beziehung der beiden zerbricht so endgültig  das sie lange Zeit nur noch nebeneinander herleben.
Bis der Besuch einer Freundin vom Internat sein ganzes Leben auf den Kopf stellt.
Dies war mein erstes Buch über sexuellen Missbrauch durch Lehrkräfte. Für mich ein Thema das relativ weit weg erscheint, zwar ist mir bewusst das so etwas passiert aber trotzdem höre ich nicht all zu viel davon.
Brigitte Blobel hat es in ihrem Buch geschafft, die Konsequenzen des Missbrauchs realistisch darzustellen. Es tat mir in der Seele weh, zu sehen wie sich Benjamin abschottet und alle Menschen die er eigentlich liebt, von sich weg stößt.
Trotzdem konnte mich das Buch nicht gänzlich berühren. Mit ging Benjamins Entwicklung manches Mal ein bisschen zu schnell. Zu Beginn spricht er mit niemanden darüber und leidet stark darunter. Er wirkte so in sich gekehrt, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass er jemals über seinen Schatten springt.
Für mich war es an dieser Stelle ganz klar von Nachteil, dass solche Jugendbücher meistens nur um die 200 Seiten haben. Meiner Meinung nach hätten 100 Seiten mehr, dem Buch und der Entwicklung von Benjamin sehr gut getan!