Rezension

Eine fantastische Geschichte, die man verschlingen möchte

Fausto - Oliver Dierssen

Fausto
von Oliver Dierssen

Joschel Fittich lebt gemeinsam mit seiner Mutter Hanne in Hannover. Der Vater hat schon vor geraumer Zeit das Weite gesucht und ist eigentlich für Joschel auch nie greifbar. Seine Mutter hingegen ist da, kümmert sich auf ihre recht merkwürdige, esoterische Art um Joschel, bei dem das aber nicht wirklich ankommt. Das ist ja auch kein Wunder, denn welcher 14-jährige Teenager findet seine Mutter schon cool? Noch peinlicher wird es ja, wenn sie sich als Kumpel geben will.

Sein Elternhaus ist aber nicht Joschels einziges Problem. Auch in der Schule läuft nicht alles wirklich gut. Seine Rechtschreibung ist eine Katastrophe, auch mit den Hausaufgaben ist es nicht weit her und so ist es nicht verwunderlich, dass Joschels Noten sich mehr im unteren Bereich bewegen. Doch das soll sich ändern nachdem Hanne sechs Kartons mit alten Zeitschriften vom Altpapier mit nach Hause bringt. Einen davon deponiert sie in Joschels Zimmer und dieser wiederum befördert ihn mit einem heftigen Tritt unter sein Bett. Schon kurz darauf ist es soweit: Joschel kann in der Schule einen perfekten Aufsatz präsentieren, wird sogar als hochbegabt eingestuft. Er kann sich das alles nicht erklären, bis er die Bekanntschaft von einem kleinen pelzigen Etwas macht: Fausto Flamingo Esteban de Rioja ist ein Bücherdämon, der sich von Rechtschreibfehlern ernährt und im Zimmer von Joschel stets auf fantastische Nahrung trifft. Im Gegenzug erhält sein „Ernährer“ tadellose Aufsätze. Fortan sind Joschels Zensuren gerettet.

Durch seine plötzlich neu entdeckten Talente kommt Joschel auch Canan näher, einem Mädchen aus seiner Klasse, das er wirklich toll findet. Aber nicht alle trauen Joschel seine plötzlich so guten Leistungen zu und so wird er auch von Neidern verfolgt und schlittert von einem Problem zum nächsten.

In „Fausto“ geht es eigentlich um einen ganz normalen Teenager mit ganz normalen alltäglichen Problemen. Die Pubertät ist schwierig und Joschel ist auf der Suche nach sich selbst. Der pelzige Bücherdämon Fausto bringt hier zusätzlich einen gewissen Pepp in eine Geschichte, die sich eigentlich fast überall so oder so ähnlich zutragen kann, eben nur ohne Tintenfleck und damit ohne „Fausto“.

Oliver Dierssen macht aus diesem normalen Geschehen mit seinen witzigen Umschreibungen und dem kleinen zusätzlichen Fantasieelement Bücherdämon eine fantastische Geschichte, die man verschlingen möchte. Besonders gelungen und passend zum Thema hat Jan Warncke das Buch illustriert und jedes Kapitel mit einer ganz besonderen krakeligen, tintigen Illustration versehen.

Ich selbst habe leider noch nicht die Bekanntschaft eines Bücherdämons gemacht und kann nur hoffen, dass sich bei  mir nicht zu viele „kaputte, fehlerliche Falschschreibwörter“ einnisten, denn dann muss ich wohl auf die Suche gehen.

Copyright © 2011 by Iris Gasper