Rezension

Eine Geschichte über das Verlassen

Länger als sonst ist nicht für immer - Pia Ziefle

Länger als sonst ist nicht für immer
von Pia Ziefle

Pia Ziefle erzählt in "Länger als sonst ist nicht für immer" die Geschichten von Lew und Ira. Ziefles Stil ist sehr eigenwillig, sie macht sehr viele Absätze, zergliedert so die Handlung und nimmt auf diese Weise auch immer wieder das Erzähltempo raus.

Erzählt wird im Wechsel aus Lew und aus Iras Sicht. Nach und nach ergeben sich zwei Lebensgeschichten, die durch das Verlassenwerden geprägt wurden. Lew begibt sich in Indien auf die Suche nach seinem Vater, um nach 30 Jahren das Geheimnis zu klären, warum seine Eltern ihn und seinen älteren Bruder im Jahr 1976 verlassen haben. Und Ira sieht sich mit dem bevorstehenden Tod ihres Vaters konfrontiert und erinnert sich an ihre Kindheit. Wir erfahren, dass sich auch Lew und Iras Wege bereits gekreuzt haben, aber das Lew, der Verlassene, nicht bleiben konnte. Erst muss er die Geschichte seiner Eltern verstehen. In Iras Leben gibt es außerdem Fido, auch er wurde von seiner Mutter als Kind verlassen und hält es nun selbst nicht lange an einem Ort aus. So entspinnt sich ein Geflecht aus Begegnungen und Lebensgeschichten. Vieles wird nur leicht angerissen und bleibt im Dunklen. Der Roman hat eine melancholische Grundstimmung und nimmt einen gefangen. Besonders die Passagen von Lew fand ich sehr fesselnd, gerne begibt man sich mit ihm auf Spurensuche und wünscht diesem so zerrissenen Charakter, dass er zur Ruhe kommt.