Rezension

Länger als sonst ist nicht für immer

Länger als sonst ist nicht für immer - Pia Ziefle

Länger als sonst ist nicht für immer
von Pia Ziefle

Das Buch hat mir sehr gefallen. Die Geschichte wird abwechselnd aus Iras und Lews Perspektive geschrieben, zwei Charaktere, deren Leben nichts Gemeinsames hat, so denkt man. Ira als alleinerziehende Mutter, die ihre Tage schon seit ihrer Kindheit in der Backstube an der Ecke verbringt und sich abends noch um ihren langsam sterbenden Vater kümmert. Und Lew, der mit seinem Bruder in Ostdeutschland bei Pflegeeltern aufwächst, nachdem seine Eltern in den Westen geflohen sind. Oder so sieht es zumindest zuerst aus. Nachdem Lew vom Tod seiner Mutter erfährt, versucht er das Rätsel, was wirklich mit seinen Eltern passiert ist, aufzulösen. Die Charaktere sind tiefgründig gezeichnet mit vielen Emotionen, die sie in ihrem Leben durchlaufen, wobei die Liebe und der Verlust in zahlreichen Facetten im Vordergrund stehen. Die Figuren sind der Grund, warum man das Buch nicht zur Seite legt, weil sie einem ans Herz wachsen und man unbedingt wissen möchte, wie es ihnen weiter ergangen ist und wie am Schluss alles zusammen hängt. Denn das tut es, auch wenn es zunächst nicht den Anschein danach hat. Den Wendepunkt gegen Schluss der Geschichte finde ich großartig.

Das Buch ist eine Reise in die Vergangenheit der beiden Figuren, in der viel verborgen liegt. Es sind viele kleine Puzzleteile, die irgendwann ein Gesamtbild ergeben. Doch nicht alle Fragen werden am Ende auch beantwortet. Ein paar Puzzleteile fehlen, was sehr viel Spielraum für eigene Gedanken lässt. Ich finde das sehr gelungen, denn das regt zum Nachdenken an. Ich bin froh darüber, dass ich die Charaktere auf ihrem Weg begleiten durfte.