Rezension

Eine großartige Zeitgeschichte blendend erzählt - sehr lesenswert

Die Bücher, der Junge und die Nacht -

Die Bücher, der Junge und die Nacht
von Kai Meyer

Bewertet mit 5 Sternen

1943 in Leipzig. Der zehnjährige Junge lebte fast sein ganzes Leben in einem Raum - mit Büchern - mit wenig Kontakt zu Menschen. Nur die, die ihn versorgten. Ein Raum voller Bücher. In dieser Nacht fallen die Bomben, erschüttern die Stadt, die Mauern und machen ihm den Weg frei aus dem Kerker. Den Gang rüber hatte er noch in Erinnerung. Doch die Villa, in die er sich retten wollte, brannte lichterloh. Das ganze Graphische Viertel brannte. Leipzig brannte. Da wurde er von einem Maskenmann gepackt. Seine Rettung?
Dieser drückt ihm eine Gasmaske auf und zerrt ihn zu der ziemlich zerstörten Bibliothek der Villa. Alles war eingestürzt. Durch einen Spalt in einer Mauer sollte der Junge durch und nur ein bestimmtes Buch holen. "Das Alphabet des Schlafs." Für den Mann war es ein sehr kostbares, wichtiges Buch.
In 1971 setzt sich die Geschichte fort. Der erwachsene Junge war mit Marie zum Barockschloß der Familie Pallandt in der Nähe von München. Die einunddreißigjährige Marie Ludwig war von dem Erben des Verstorbenen eingestellt, um die vorhandene Bibliothek aufzulösen, zu verkaufen. Das war keine normale Bibliothek, es war die eines Sammlers, keines Lesers. Dort hatte sie etwas ganz besonderes entdeckt. Damit meinte sie nicht die Mumie im offenen Sarkophag, die dort stand. Obwohl, ungewöhnlich war das schon. Was es damit auf sich hat, erfährt der Leser so ziemlich am Ende. Sie gehört zur Geschichte. Doch wie gesagt, das war es nicht. Marie hatte in einem Glasschrank ganz besondere Bücher gefunden. Wertvoll gebunden, Handarbeit. Und es waren alles Steinfelds. Bücher aus der Buchbinderwerkstadt von Robert Steinfelds Vorfahren. Robert, der Junge aus dem Krieg. Seinen Vater Jakob Steinfeld hatte er nie kennengelernt. Robert wußte, dass das Verlagshaus der Pallandts direkt neben der Werkstatt seines Vaters gestanden hatte. Doch bei dem Luftangriff auf Leipzig wurde alles zerstört. Also 1943.
Doch wie konnte es angehen, dass etliche der Bücher eine neuere Steinfeld Prägung hatten?
So begeben sich beide auf Spurensuche, Roberts Geschichte, seine Wurzeln, aufzudecken.
Es ist nicht nur die Handlung, die mich als Leser direkt in die Geschichte hinein katapultiert hat. Es ist u.a. das Rätsel um das anfangs erwähnte Buch. Was hatte es damit auf sich?
Die gesamte Handlung ist in drei Zeitebenen aufgeteilt. 1933, als die Nationalsozialisten mehr und mehr die Macht ergreifen. 1943, als der Junge aus seinem "Kerker" kommt und wie es dann mit ihm weiter geht. Wer war dieser Maskenmann? 1971, als Robert zusammen mit Marie in die Vergangenheit reist.

Mit diesem Roman hat der Autor einen großartigen, sehr spannenden Roman geschrieben. Es ist egal, an welchen Ort die Handlung gerade spielt. Man hat direkt Bilder vor den Augen. Sehr interessant fand ich den Aufenthalt im Graphischen Viertel.
Ich möchte aber nicht mehr spoilern. Das Buch sollte man lesen. Es ist eine spannende, hochinteressante Geschichte. Seid neugierig!