Rezension

Eine Hommage an das Leben

Zweiundzwanzig - Jean-Philippe Blondel

Zweiundzwanzig
von Jean-Philippe Blondel

Bewertet mit 5 Sternen

~~Klappentext
Mit zweiundzwanzig hat man das Leben noch vor sich. Normalerweise. Doch im Sommer 1986 glaubt der Erzähler, schon alles gesehen zu haben, nachdem er durch zwei Autounfälle seine Eltern und seinen Bruder verloren hat. Ein einziges Ziel ist ihm geblieben: der Ort Morro Bay an der Pazifikküste, den Lloyd Cole in seinem Song „Rich“ besingt. Mit der fixen Idee im Kopf, dort irgendeinen Frieden finden zu können, macht sich der Erzähler auf zu einem Roadtrip durch Kalifornien, zusammen mit seiner Exfreundin Laure und seinem besten Freund Samuel. Der Weg zum Meer hält nicht nur einige Umwege (Las Vegas, Mexico), Begegnungen (misstrauische Cops, Pianistinnen mitten in der Wüste) und Erinnerungen (an die Kindheit in einer französischen Kleinstadt) bereit und kuriert die drei jungen Franzosen von ihrem amerikanischen Traum; er wird auch zu einem Weg zurück ins Leben.

 

 

Der Erzähler in diesem Buch ist der Autor Jean-Philippe Blondel. Es ist seine Geschichte, die im Alter von 18 Jahren anfängt. Da verliert er nämlich seine Mutter und seinen Bruder durch die Schuld des Vaters bei einem Autounfall. Nur weil Blondel sich nicht den „Fahrkünsten“ seines Vater anvertraut und die Bahn nimmt, überlebt er. In der Trauer allein gelassen versucht er seinen Weg zu finden. Aber nur 4 Jahre später verunglückt auch sein Vater tödlich. Jetzt ist Jean-Philippe Blondel vollkommen allein … mit zweiundzwanzig Jahren. Wie soll ein Jugendlicher dieses Schicksal meistern? Wie mit diesem Leid umgehen?
Schon nach dem Tod der Mutter findet er Trost in einem Lied. Dem Lied von Lloyd Cole „Rich“. Nach dem Tod des Vaters wird es zur fixen Idee nach Morro Bay zu fahren, dem Ort in diesem Lied. Blondel erhofft sich dadurch einen Weg zu finden um mit all dem Schmerz fertig zu werden.

Dieses Buch hat es in sich. Als Leser kommt man an seine Grenzen. All dieses Leid und die Schuldzuweisungen. Was mich fasziniert hat, ist die Art und Weise, wie der Autor das in die Sprache gepackt hat. Am Anfang des Buches sind die Sätze kurz und abgehackt. Manchmal wirr und nicht so ganz nachvollziehbar. Man spürt als Leser die Zerrissenheit, das Leid, die Verzweiflung. Aber je weiter die Reise vorwärts geht, desto ruhiger und länger werden die Sätze des Autors. Man merkt, dass er so langsam seinen inneren Frieden mit sich und seinem Schicksal macht.

Mich hat dieses Buch sehr berührt, weil ich einfach spüren konnte wie viel Kraft es einen Menschen kostet, trotz all der Tragödie am Leben fest zu halten, beziehungsweise es wieder zu finden.

Jean-Philippe Blondel hat mit diesem Buch etwas ganz besonderes geschaffen, das zeigt wie schön und lebenswert ein Leben sein kann, trotz aller Schicksalsschläge.