Rezension

Eine Hommage an die Kunst

Mr. Gwyn - Alessandro Baricco

Mr. Gwyn
von Alessandro Baricco

Bewertet mit 5 Sternen

Wer kennt ihn nicht den schönen wie einfühlsamen Roman ‚Seide‘ von Alessandro Baricco. Nun kommt wieder ein Werk des Autors bei uns in die Buchläden. Hält der Roman was er verspricht?

Auf der Rückseite wird Publishers Weekly zitiert mit „Ein Roman voller Geheimnisse – so genial wie abgründig.“

Hier wird die Geschichte eines britischen Autoren erzählt, der es unerhörter Weise wagt in einem Artikel im Guardian das Ende seiner Publizierungen zu postulieren. Schluss, Aus, Ende. Keine Romane mehr. Sein Agent, und Freund, Tom Bruce Shepperd, vermag das nicht glauben und versucht ihn umzustimmen. Keine Chance.  Mr. Gwyn will in Zukunft etwas Anderes machen. Nur was? Er will Kopist sein ohne zu wissen was das beinhaltet! Welch Freigeist! In diesem Roman passiert eigentlich recht wenig und doch so viel.

Alessandro Baricco schafft es interessante Charakteren zu erschaffen, die nicht recht in das heutige schnelllebige Weltbild passen wollen und macht sie dadurch so liebenswert. Er hat die Gabe, nicht alles im Detail zu erläutern, manches wird auch nur angedeutet, aber es wiegt schwer. Wie die Art, wenn er beschreibt, dass ein Ehepaar sich im Laufe der Jahre sehr ähnlich wird, dass klingt bei ihm so: ‚ Jetzt waren sie gleichaltrig, wie es häufig vorkommt.‘ (s. 155). Oder auch andere schöne Formulierungen, die dank der wunderbaren Übersetzung berühren: ‚ wie unsagbar flüchtig jeder Zauber ist und wie schnell das Leben in seiner räuberischen Gier.‘ (s. 160). Es gibt auch viele Stelle mit Charme und Witz wie dieser: ‚ Sie hasste Rätsel und wusste, dass ihr die gewisse Intelligenz fehlte, die man braucht, um sich beim Rätsellösen zu amüsieren.‘ (s. 200).

Eigentlich sind es ja zwei Romane in einem Band, da dem Roman Mr. Gwyn ‚Dreimal im Morgengrauen‘ folgt. Wundersam, den der Roman ‚Dreimal im Morgengrauen‘ findet prominente Erwähnung im Roman ‚Mr. Gwyn‘ und wurde von Alessandro Baricco erst später verfasst. Die deutsche Ausgabe beinhaltet glücklicherweise gleich beide Werke!

Das Buch ist in der Hadcover-Version auch besonders schön gestaltet mit dem Schlüsselloch als Cover sehr passend und das ruhige königliche Blau des eigentlichen Einbandes wunderschön.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen und ja, er hält was er verspricht. Ein wirklich gelungenes Buch. Die einzige Kritik gilt dem Schauplatz. Hier hat sich Alessandro Baricco London auserwählt. Schade, dass es keine italienische Stadt geworden ist. Roman, die in der britischen Hauptstadt angesiedelt sind, gibt es zu Hauf auf dem internationalen Markt.

Fazit: Dies ist ein Roman für Liebhaber der Wortkunst und der schöpferischen Freiheit. Kein Werk für alle die eine umfangreiche Geschichte brauchen. Hier kann man eintauchen und mit Bedacht philosophieren.