Rezension

Eine Reise entlang der Elbe

Agnes geht -

Agnes geht
von Katja Keweritsch

Bewertet mit 5 Sternen

„Agnes geht“ ist nach „Die Reise der Bienen“ der zweite Roman der Autorin Katja Keweritsch, in dem es darum geht die eigenen Wünsche und Bedürfnisse nicht aus den Augen zu verlieren.

Agnes ist Anfang 40, mit einem erfolgreichen Mann - Tom - verheiratet, hat zwei Kinder, einen Teilzeitjob und führt - von außen betrachtet - ein perfektes Leben. Aber Agnes hatte Träume, Wünsche und Ziele, die sie zugunsten der Familie jahrelang hinten angestellt hat. Nach einem heftigen Streit mit Tom beschließt sie spontan ein Jobangebot in Berlin anzunehmen und macht sich zu Fuß auf den Weg. Unterwegs kann Agnes endlich mal über ihr Leben und sich nachdenken. Agnes Gehen hat etwas Heilsames. Sie ist endlich frei, kann ihre Gedanken laufen lassen und mit jedem Schritt, den sie sich weiter entfernt, fällt ein Stück Ballast von ihr ab.

Tom muss unterdessen zu Hause sein Leben mit zwei Kindern und der anfallenden Hausarbeit neu organisieren. Nach dem ersten Ärger über den Egoismus seiner Frau erkennt Tom, was Agnes zuvor geleistet hat.

Mit Agnes hat die Autorin eine Protagonistin erschaffen, mit der sich sicherlich so einige Mütter identifizieren können. Wie die Protagonistin stecken heute immer noch viel zu viele Frauen zurück. Wie selbstverständlich kümmern sie sich um den Haushalt und die Kinder während der Mann Karriere macht und dafür Anerkennung bekommt.

Agnes Weg durch die wundervoll beschriebenen Landschaften entlang der Elbe mag ein wenig radikal sein, war aber für sie genau die richtige Entscheidung.
Die Menschen, die sie auf ihrem Weg kennenlernt, sind interessante Charaktere und haben ihr Leben auch sehr bereichert.

Agnes ist eine Protagonistin, mit der sich bestimmt viele Frauen identifizieren können. Der Roman macht deutlich wie verwachsen wir in vielen Dingen mit althergebrachten Rollenklischees sind und wie wichtig es ist, diese zu verändern. Das gewählte Setting und die sympathischen Charaktere machen das Buch zu einem richtig schönen Leseerlebnis, über dessen Botschaft es sich lohnt nachzudenken.