Rezension

Wenn nichts mehr geht, hilft gehen – Geschichte einer Wanderung voller Einsichten

Agnes geht -

Agnes geht
von Katja Keweritsch

Bewertet mit 3.5 Sternen

Kennt ihr das auch? Ihr habt Erwartungen wie eine Geschichte sein sollte und dann kommt es im Buch plötzlich so ganz anders. Genau so erging es mir mit der Handlung des Romans „Agnes geht“ von Katja Keweritsch. Gerade deshalb fällt mir die Bewertung des Werks auch etwas schwer. Denn bis etwa zur Hälfte des Buchs, war ich absolut begeistert und hätte ganz klar 5 Sterne vergeben. Dann allerdings traf Hauptprotagonistin Agnes zunehmend Entscheidungen, welche mich zunächst irritierten und mich irgendwann schlussendlich innerlich von ihr entfernten. Zunächst möchte ich aber auf die positiven Dinge zu sprechen kommen, welche mir äußerst gut gefielen. Der Schreibstil etwa liest sich sehr angenehm und sorgt auf jeden Fall für den Zauber der Geschichte. So entstehen einzigartige Beschreibungen der Natur rund um die Elblandschaft und auch die detaillierten Szenen des Wanderns, gefielen mir richtig gut. Die Charakterzeichnungen aller Figuren sind individuell, authentisch und in der Summe wirklich gelungen. Und auch das Ende erschien mir schlussendlich stimmig. Trotzdem bleibt für mich eine gewisse Dissonanz zurück, denn wie zum Beispiel mit dem Thema Betrug im Buch umgegangen wurde, gefiel mir definitiv nicht. Außerdem häufen sich für meinen Geschmack etwas zu viele gesellschaftskritische Themen, welche allerdings teils nur dezent anklingen. Meine größte Schwierigkeit hatte ich aber ab einem gewissen Punkt mit Hauptprotagonistin Agnes. Anfangs war sie mir so sympathisch und ihre Befreiung in Form der Wanderung habe ich sehr gefeiert. Anstatt sich dann aber weiterhin auf sich und ihre Wünsche zu konzentrieren, lässt sie sich zunehmend von anderen Personen vereinnahmen. Und so verlor die Geschichte in ihrer Gesamtheit, meiner Meinung nach an Kraft. Dennoch handelt es sich um einen starken Roman, voller wichtiger Themen und einer packenden Handlung. Insgesamt vergebe ich immer noch gute 3 ½ Sterne.