Rezension

Eine Schnulzen- Autorin auf dem Thriller- Trip

Sommerflammen - Nora Roberts

Sommerflammen
von Nora Roberts

Ich dachte, ich lese eine Schnulze. Etwas zum Entspannen, zum abends angenehm wegdämmern. Stattdessen wird man mit dem knallharten Alltag von Feuerspringern konfrontiert. Unerwartet, aber nicht im negativen Sinne.

Hui. Ich habe das Buch soeben zur Seite gelegt und muss sagen – das ist ziemlich harter Tobak. So gar nicht wie die anderen Nora Roberts- Bücher, die das Schema „die Welt ist schön, Mädchen träumen, ich lasse diese Träume Wirklichkeit werden“ bedienen. 

Ich kannte bisher kein Buch von Nora Roberts, das als handfester Thriller daher kommt, auch wenn der durch die nebenbei laufende „die Welt ist schön, Mädchen träumen, ich lasse diese Träume Wirklichkeit werden“- Handlung natürlich abgeschwächt wird.

Aber erstmal zur Handlung: Rowan ist Feuerspringerin. Sie ist mit ihrer Mannschaft bei Wald- und Flächenbränden in ganz Amerika im Einsatz und riskiert Tag für Tag ihr Leben für die Natur und die Menschen. Nachdem bei einem Einsatz im vergangenen Sommer (Prolog) ihr Sprungpartner ums Leben kam, verfolgen sie Albträume und Panikattacken.

In der neuen Saison (also diesem Sommer) verguckt sie sich gleich am Anfang ganz kleinmädchenhaft in den Neuling Gulliver (echt der bescheuertste Name, auf den man hätte kommen können, aber na gut – ist ja nicht so entscheidend, er wird auch meistens Gull genannt).

Gar nicht kleinmädchenhaft ist dagegen die Arbeit, die beide täglich ausüben. Nora Roberts beschreibt den Alltag der Feuerspringer sehr genau und da ich mal annehme, dass sie recherchiert hat, auch richtig.

Als bei einem Waldbrand eine Leiche gefunden wird, gerät Rowan ins Visier der Polizei, da sie mit der Dame einige „Auseinandersetzungen“ hatte, die ich an dieser Stelle nun nicht näher thematisieren möchte.

Und bei einem weiteren Brand wird eine weitere Leiche gefunden, die einige „Auseinandersetzungen“ mit der ersten Leiche hatte.

Fakt ist also: die Liebesschnulze entpuppt sich auf einmal als Krimi. Wenn auch „nur“ als Kleinmädchen- Krimi. Einmal wird sogar auf die Hauptpersonen geschossen. Aber nicht so doll und nicht sehr gezielt.

Ich habe eine sehr geteilte Meinung zu dem Buch. Den Anfang fand ich grauenhaft langweilig. Für eine Schnulze war‘s nicht schnulzig genug, für einen Thriller hat irgendwie die Handlung gefehlt. Im Mittelteil wurde es dann langsam besser, aber die endlosen Nebenhandlungen haben den Kick irgendwie verlangsamen lassen.
Die letzten 100 Seiten waren klasse, viel Spannung, viel Crime, viel Liebe.
Auch wenn ich gar nicht soo detailliert wissen wollte, wie der kranke Mörder denn nun gedacht hat (zumindest nicht, wenn ich einen Nora Roberts- Roman in die Hand nehme), konnte ich die letzten 100 Seiten die Augen gar nicht mehr von den Seiten abwenden.

Fazit also: Es ist schon okay. Man muss sich ein bisschen durchbeißen am Anfang, dann nimmt das Buch an Fahrt auf. Aber auf die ganz großen Gefühle muss man diesmal verzichten, stattdessen scheint Mrs. Roberts viel von ihrem „2. Ich“, der Krimiautorin, einfließen zu lassen. Als Abwechslung war‘s mal ganz nett, aber in Zukunft sollte sie das vielleicht doch lieber getrennt halten, denn meine Erwartungen hat das Buch nicht im Geringsten erfüllt – was natürlich nicht immer etwas Negatives bedeutet!

In diesem Sinne: Die Welt ist schön. Mädchen träumen. Aber diese Träume finden manchmal vor einer sehr hässlichen Realität statt. Dass ausgerechnet Nora Roberts uns die eröffnen muss: muss nicht sein.