Rezension

Eine spannende und bewegende (Zeit)-Geschichte

Esthers Verschwinden -

Esthers Verschwinden
von Ronald H. Balson

Bewertet mit 5 Sternen

Als die 6. US-Panzerdivision im April 1945 das Lager Buchenwald erreicht, werden die Soldaten mit Bildern konfrontiert, die sie ihr Leben lang nicht vergessen werden. Einer der Insassen macht den Soldaten verständlich, dass es noch einen Kinderblock gebe. Dort müssten sich so um die tausend Kinder aufhalten, unter anderem auch sein Sohn Isaak. Er selbst hieße Eli Rosen.
Der unsägliche Krieg war beendet. Doch das Leid noch nicht. Viele der befreiten Juden suchten den Schutz bei der US-Army. In dem DP Lager Föhrenwald waren auch Eli und Isaak untergekommen. Dort ging ein Gerücht um, dass es jemanden gebe, der Visa verkaufe, so dass man schneller einwandern könne. Eli hört davon und das der Name des Mannes wohl Max sei. Und diesen hatte Eli in schlechter Erinnerung, hatte dieser doch damals in Lublin sein Versprechen nicht gehalten.
Dort besaß die Familie Rosen eine Baufirma. 1939 Deutschland hat Polen den Krieg erklärt. Die Familie Rosen waren Juden, wie so viele Bewohner in Lublin. Elis Frau Esther macht immer wieder klar, dass sie von hier fort müssten. Doch nun war es zu spät. Die deutschen Soldaten marschierten in Lublin ein. Und alle jüdischen Bewohner mussten in das ärmste Viertel umziehen.
Nach Ende des I. Teils habe ich erst einmal eine kleine Pause eingelegt. Die Geschichte bis dorthin zu lesen, hatte mich ziemlich aufgewühlt. Wozu der Mensch doch fähig ist, grausam. Ich werde so nichts weiter von der Handlung spoilern.
Der II. Teil setzt sich im Mai 1965 in den USA, Chicago, Albany Park, fort. Dort bezieht Eli Rosen eine Wohnung bei Ruth Gold. Er arbeite für die Regierung, gab er ihr an. Die meisten Einwohner in Albany Park waren aus Europa eingewandert. Hier nun wird Eli mit einer Journalistin einem Komplott versuchen auf die Spur zu kommen. Es ist die Zeit des Vietnamkriegs. Und er wird auf einen alten Bekannten stoßen, Max. Der Mann, dem er so blind vertraut hatte und dieser letztendlich sein Versprechen nicht gehalten hatte. Seine Familie zu schützen, das wollte Max. Aber Esther war seit 1942 verschwunden.
Auf drei Zeitebenen wird die Geschichte um die Familie Rosen erzählt. Hier wird die dunkelste Geschichte Deutschland klar und bildhaft dargestellt, wobei die einzelönen Charaktere zwar gut aufgestellt sind, aber dennoch nicht die Geschichte überlagern.
In dem ganzen Roman erkennt man die exzellente Recherche des Autors. Gerade die aufgenommenen Themen benötigen keine Hervorhebung der Protagonisten, die das alles überlagern. Sie sind so eingebaut, dass es im Gesamtpaket eine spannende Geschichte gibt.
"Esthers Verschwinden" ist ein weiterer Roman aus der Feder des Autors Ronald H. Balson, den ich gelesen habe. Und es war nicht nur das Cover, auf welches ich aufmerksam wurde, auch der Infotext. Es hat mich überzeugt durch den Schreibstil, der Erzählweise, der akribischen Recherche, allein schon durch die Themen. Ich selbst musste doch ab und an eine Pause einlegen, um das Gelesene sacken zu lassen. Auch wenn es zeitweise keine leichte Kost ist, gebe ich meine absolute Leseempfehlung!