Rezension

Eine Streitschrift

Prima facie -

Prima facie
von Suzie Miller

Bewertet mit 4 Sternen

Jede dritte Frau erfährt in ihrem Leben irgendeine Form von sexueller Gewalt. Trotzdem kommen eher selten solche Fälle vor Gericht. Dieses Buch macht deutlich, dass das ein Unding ist.

Tessa Ensler hat es geschafft, sich durchzuboxen. Sie stammt aus einfachen Verhältnissen und ist trotzdem eine der besten Strafverteidigerinnen Londons geworden. Eine streitbare Frau, die davon überzeugt ist, dass das Gesetz gerecht ist und auch Angeklagte einen Fürsprecher brauchen.

Als sie plötzlich selbst als Zeugin auftreten muss, steht ihre Welt Kopf. Sie kennt alle Gesetze und Mechanismen, kann aber trotzdem nichts tun.

Prima facie (lat. dem ersten Anschein nach) heißt in Juristensprache „bis auf Widerruf“ und bedeutet, dass niemand verurteilt werden kann, solange der Tathergang nicht bewiesen werden kann. Aber wie soll man beweisen, was hinter verschlossenen Türen passierte, wenn nur Täter und Opfer dabei waren und Aussage gegen Aussage steht?

Dieses Buch ist ein Aufschrei, eine Streitschrift und ein leidenschaftliches Plädoyer für Gerechtigkeit. Es ist trotz einigem Juristenjargon sprachlich nicht besonders anspruchsvoll, macht das aber durch Engagement wett.

Pegah Ferydoni liest das Hörbuch schön. Es dauert 10 Stunden, 18 Minuten.