Rezension

Eine Studie des Bösen, atmosphärisch dicht, brutal, von literarischer Qualität

Nordwasser - Ian Mcguire

Nordwasser
von Ian McGuire

Bewertet mit 4 Sternen

Es hätte ein Abenteuerroman sein können: der junge Arzt Patrick Sumner fährt auf einem Walfänger-Segelschiff mit in die Arktis, ins Eis. Er hatte eine ruhige Zeit erwartet, wollte Skizzen machen und Tagebuch führen, aber es kommt alles anders. Jeder auf dem Schiff hat irgendein Geheimnis, eine ungute Vergangenheit, böse Absichten. Es kommt zu katastrophalen Vorfällen, die alle in Lebensgefahr bringen. Sumners Gegenspieler Henry Drax erscheint wie das personifizierte Böse. Der Leser hat ihn schon vor dem Ablegen des Schiffes bei seinen brutalen ekelerregenden Taten voller Abscheu beobachten können.

Die Konfrontation der beiden Männer zieht sich durch das ganze Buch. Die Sprache ist literarisch zu nennen, aber wortgewaltig finde ich sie nicht. Dennoch fühlte ich mich als Leser wie in einem Sog in diese Geschichte hineingezogen. Mehrfach habe ich überlegt, abzubrechen, denn es gibt zu viel Gewalt gegen Mensch und Tier. Auch vor allzu Menschlichem schreckt der Autor nicht zurück, es wird gefurzt, es stinkt, alle und alles ist dreckig und ekelhaft. Es gibt Szenen, die möchte ich mir gar nicht allzu bildhaft vorstellen ...

Es war dennoch interessant zu lesen, ist aber definitiv nichts für Zartbesaitete, wohl aber für die, die mal ins Gesicht des Bösen blicken wollen. Erkenntnisse irgendwelcher Art habe ich aus dem Buch nicht gewonnen und auch keine klugen Gedanken gefunden.