Rezension

Eine Wissenschaftlerin entdeckt den Ursprung des Lebens

Die Entdeckerin des Lebens -

Die Entdeckerin des Lebens
von Petra Hucke

Ein außergewöhnliches Portrait einer außergewöhnlichen Frau.

Wir befinden uns in London 1951, Die Welt hat sich noch nicht von dem schrecklichen Krieg erholt, doch die Wissenschaft lässt ihn hinter sich und befindet sich in einer sehr spannenden Zeit. In dieser Zeit forscht, lebt, liebt, lacht und schimpft Rosalind Franklin, Doktor der Chemie und eine brillante und begnadete junge Wissenschaftlerin, die sich völlig der Forschung und der Wissenschaft verschrieben hat.

Rosalind wechselt vom renommierten Institut "Labo" in Paris an das ebenso renommierte "King´s College" nach London. Der Wechsel entpuppt sich als ein kleiner Kulturschock, denn in Good Old England in den 50er Jahren herrschen strikte Hierarchievorstellungen, sowie strenge Moral- und Anstandsvorstellungen. Die vorwiegend männlichen Wissenschaftler tun sich dort etwas schwer, ihre weiblichen Kollegen als gleichwertige Wissenschaftler anzusehen und Rosalind, verwöhnt durch die angenehme und wertschätzende Arbeitsgemeinschaft in Paris, ist herausgefordert ihren Platz einzunehmen. In ihrer naturgegebenen selbstbewussten und sehr direkten Art, mitunter etwas empathiefrei, erkämpft sie sich ihren Platz, denn sie liebt ihre Arbeit viel zu sehr das ihr neu zugeteilte Arbeitsgebiet, die Erforschung der menschlichen DNA, wird zu ihrem Steckenpferd. Wenn Rosalind einem Geheimnis auf der Spur entwickelt sie eine Terriermentalität und lässt nicht locker, da ist es egal wie missgünstig ihre von sich eingenommenen, arroganten Kollegen sich auch benehmen.

Rosalind ist eine faszinierende Persönlichkeit, auf der einen Seite eine nüchterne Wissenschaftlerin, die von sich und den anderen vollen Einsatz erwartet und in ihrer Ungeduld sich manch verbalen Fauxpas leistet und auf der anderen Seite ein absoluter Familienmensch, der Liebling ihrer Cousinen, verpasst kein Familienfest, vor allem keinen Shabbat. Rosalind stammt aus einer wohlhabenden jüdischen Familie, die noch vor dem Krieg aus Europa fliehen konnte und sich in England ein gutes Leben aufgebaut haben. Die Franklins halten zusammen, jedes der Geschwister ist ein absolutes Original mit einem besonderen Humor. Rosalind hat einen feinen Freundeskreis, den sie sorgsam pflegt, egal wieviel Arbeit auf sie wartet. Ein Thema ist für Rosalind jedoch äußerst schwierig zu erforschen, denn das ist die Liebe, vielleicht weil sie sich nicht so einfach in eine Petrischale pressen lässt, und doch bleibt da eine Sehnsucht.

Rosalind forscht und forscht und ein Zufall bringt sie auf die richtige Spur auf ihrer Reise der Entdeckung des Lebens. Mit mehr oder weniger verdecktem Neid schauen ihre männlichen Kollegen auf diese kluge Frau und machen sich auch auf diesen Weg, denn wer zuerst publiziert, hat in der Wissenschaft die Nase vorn und heimst den Ruhm ein. Da Rosalind sich völlig der Wissenschaft verschrieben hat und zudem noch hohe ethische Werte lebt, kommt ihr nicht in den Sinn, dass es Menschen gibt, die ihr diesen Erfolg nicht gönnen wollen und eine sehr ungute Entwicklung nimmt ihren Lauf.

Petra Hucke ist ein ganz außergewöhnliches Portrait einer außergewöhnlichen Frau gelungen. Sie versteht es komplizierte Sachverhalte aus dem Bereich der Biologie, Physik und Chemie auf flüssig lesende und leichte Art zu präsentieren und in die Geschichte einzubauen, dass es einfach Freude macht zu lesen. Dazu ist über jedem Kapitel ein Begriff aus den Naturwissenschaften kurz erklärt, was den Leser gleich mit in das Thema der Institute nimmt. Zudem zeichnet sie ein bildhaftes Portrait der 50er Jahre, was Frau darf und was nicht, Männer dürfen alles, die Unterschiede der Gesellschaft in Frankreich und England, das Leben der jüdischen Gemeinschaft, ob sie nun ihren Glauben gelebt haben oder eher nicht und wie schwer es Frauen in dieser Zeit im Berufsleben hatten. Sehr gut ist ihr auch die Beschreibung des facettenreichen Charakters von Rosalind gelungen und der Leser wird mit diesem Buch mit hinein genommen auf eine wunderbare Reise, was die Ursprünge der Erforschung des Lebens ist, wie Rosalind mit Schicksalsschlägen und Enttäuschungen umgeht, es doch schafft, sich der Liebe zu öffnen, so ein bisschen zumindest und dabei ist die Mischung von Historie und Fiktion sehr lebendig und leicht zu lesen gelungen. Mir hat diese Geschichte von Rosalind Franklin, die dennoch spät zu ihrem verdienten Ruhm gekommen ist, sehr gut gefallen.