Eine zu Herzen gehende Geschichte vonGlück und Leid und dem wahren Wert einer Freundschaft.
Bewertet mit 5 Sternen
"England, Cornwall, 1959
Sie hatte die Tür zugeschlagen und war aus dem Haus gerannt - den schmalen Weg durch den Garten entlang und weiter zu der Sandstraße, die ans Meer führte. Nur weg hier! Sie lief, so schnell sie konnte."
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"Die verbotene Zeit" spielt auf zwei Zeitebenen. Beide Handlungsstränge fließen im Laufe der Geschichte zusammen.
Zum einen handelt es von zwei Freundinnen, Edith und Dora, die zwar gesellschaftlich zwei verschiedenen Klassen angehören, aber dennoch unzertrennlich sind. Freundinnen fürs Leben. Das alles beginnt im Berlin 1922. Der Beginn des Naziregimes, der Widerstand im Untergrund, die Antihaltung gegenüber Juden. Während Dora, deren Mutter im Haus von Edith als einfaches Hausmädchen arbeitet, später einen ganz normalen Mann heiratet, Paul Behringer, vermählt sich Edith, die Tochter des Papierfabrikanten, mit Max von Stettenheim. Doch als sie Jules Cohn begegnet, ist es um sie geschehen. Allerdings ist dieser Mann Jude. Als Hitler an die Macht kommt, spitzt sich die Lage zu.
Der zweite Handlungsstrang beginnt in London 1975. Carla Whitmann, eine junge Frau mit deutschen Wurzeln, leidet seit einem Autounfall an Amnesie. An die Geschehnisse vor dem Unfall kann sie sich nicht erinnern. Auf sämtliche Nachfragen bei ihrem Mann Tom stößt sie auf Widerstand, so als hätte er etwas zu verbergen. Dann findet Clara ihr Notizbuch, in dem eine Telefonnummer sich hervorhebt. Diese Nummer gehört dem Journalisten David Gray. Sie erinnert sich, dass dieser bei ihr im Krankenhaus war. Claras Eltern sind keine Hilfe, der Vater weicht Fragen aus, die Mutter lebt seit geraumer Zeit in einem Sanatorium. Sie war über den Verlust der Tochter Anastasia vor über sechszehn Jahren nicht hinweggekommen.
Nach dem ersten Roman von Claire Winter, der mich sehr, sehr beeindruckt hatte, ist ihr mit "Die verbotene Zeit" wiederum ein Meisterwerk gelungen. Problemlos lassen sich die Handlungsstränge lesen, alles ist verständlich geschrieben und der geschichtliche Hintergrund ist gut eingebunden.
Alle Charaktere sind mir sympathisch und glaubhaft beschrieben.
Berlin bietet als Handlungsort eine wunderbare Kulisse für diese, teils sehr emotionale Geschichte. - Im Prinzip könnte ich aus meiner Rezension zu "Die Schwestern von Sherwood" einen Teil daraus übernehmen. Lest selbst <hier>
Ich hatte mich auf dieses Buch sehr gefreut und wurde nicht enttäuscht. Ein Buch, dass im Gedächtnis bleibt! Gerade die Freundschaft zwischen den Frauen.
"Die verbotene Zeit", ein weiteres Lesehighlight in 2015.