Rezension

Einem düsteren Familiengeheimnis auf der Spur

Das Geheimnis der verborgenen Bibliothek -

Das Geheimnis der verborgenen Bibliothek
von Felicity Whitmore

Auch das siebte Buch der Autorin konnte mich wieder vollends überzeugen und begeistern. Das fängt schon beim stimmungsvoll gestalteten Cover sowie dem Buchtitel an. Hierfür möchte ich meinen Dank auch einmal an den dtv-Verlag richten, jedes Cover war für mich bisher eine Augenweide. Doch ich will nicht abschweifen.
Wie ich es liebe befindet sich das Setting des Romanes wieder in meiner Wahlheimat England und erstreckt sich über zwei Zeitebenen. Im Mittelpunkt steht die alte Adelsfamilie der Earls of Wooverlough. In der Gegenwart lerne ich Zoe Farwell kennen, eine junge starke Frau, die ihren Lebensweg gezielt verfolgt und zwar ohne sich auf ihren Adelstitel zu stützen. Nach der Veröffentlichung eines erfolgreichen Buches möchte sie in Oxford promovieren. Zu Anfang ist sie nicht begeistert von dem gewählten Thema ihrer Professorin Charlotte, ausgerechnet über den Heldenmythos ihres Vorfahren Gerald, dem Gütigen zu schreiben. Doch die mangelnden Informationen über den Geistlichen und seinen ominösen Tod wecken ihre Neugier. So macht sie sich mit Charlotte zur Recherche auf nach Wooverlough Court, dem Familiensitz, von dem ihr Vater sie seinerzeit verbannt hat.
Durch den wunderbar bildhaften Schreibstil hatte ich das Herrenhaus am Rande des Dörfchens Fleetwood gleich vor Augen und bin aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen, als ich mit Zoe und Charlotte auf Entdeckungstour durch versteckte Räume und Gänge ging. Und dann noch die riesengroße Bibliothek, ein wahrer Schatz für uns Lesefanatiker. Stück für Stück tauche ich ein in die Vergangenheit zu Lebzeiten des seinerzeitigen Earls sowie seines Bruders Gerald im Jahre 1839. Auch hier lerne ich wiederum eine starke Frau kennen, Madeline Brown, Mätresse eines reichen Adligen. Sie macht sich stark für die Aufklärung der Morde an den Dirnen von Liverpool, mit denen sie freundschaftlich verbunden war. Die Polizeiarbeit zu der Zeit lässt ganz schön zu wünschen übrig, man kann nur mit dem Kopf schütteln. Als Gerald Farwell tot aufgefunden wird, lässt der Earl einen Londoner Ermittler hinzuziehen. Inspector Thomas Young war mir gleich sympathisch. Mit seinen Gehilfen hat er erst einmal die Kollegen aus Liverpool regelrecht aufgemischt und frischen Wind eingeführt. Er untersucht nicht nur den Fall von Gerald, sondern setzt sein Augenmerk auch auf die Dirnenmorde. Gar nicht so leicht, die stümperhafte Ermittlung der Liverpool Police aufzuarbeiten. Erschreckende Dinge dringen zu Tage. Gerade der Vergangenheitsstrang wurde von Felicity Whitmore extrem spannend gestaltet durch den eingebauten Zeitwechsel vor und nach dem Tod von Gerald Farwell. Eine perfekte Kriminalgeschichte mit einigen Überraschungen.
Für mich war es wieder ein reines Lesehighlight, welches ich begeistert weiterempfehlen kann. Vielen Dank liebe Felicity für die gelungene Unterhaltung.

Mein Fazit:
Der Name Felicity Whitmore steht für jede Menge Spannung, Liebe und dunkle Familiengeheimnisse. Sie hat sich für mich als regelrechte Lieblingsautorin entwickelt und kann mich immer wieder aufs Neue begeistern. Der Ausflug in die Krimiszene im Vergangenheitsteil des Buches ist absolut gelungen und gibt die Ermittlungsarbeit zu Anfang der Verstaatlichung der Polizei authentisch wieder. Die Storyline ist rund und gut recherchiert, nicht zuletzt durch eigene Englandreisen der Autorin. Die Protagonisten und auch Nebencharaktere sind gut authentisch ausgearbeitet. Natürlich gibt es auch zwei Liebesgeschichten. Bei einer hat sich Felicity Whitmore auf neues Terrain begeben ganz nach dem Motto -Liebe ist bunt-, was mir sehr gut gefallen hat.
Bevor der nächste Whitmore-Roman erscheint, verwöhnt uns Felicity unter dem Pseudonym Indra Maria Janos mit einer Roman-Biographie über Mascha Kaléko, welche am 16.11.2022 bei dtv erscheint. Wir dürfen uns also freuen.