Rezension

Eisiger und fesselnder Horror-Roman

Knochenbleich -

Knochenbleich
von Ronald Malfi

Ein vermeintlicher Serienmörder stellt sich der Polizei und führt sie zu den Gräbern der Opfer in den Wäldern von Alaska. In genau dieser Wildnis verschwand Pauls Zwillingsbruder vor einem Jahr. Paul spürt, dass es einen Zusammenhang gibt. Deshalb macht er sich auf den Weg nach Alaska, um Gewissheit zu erlangen. Er ahnt nicht, dass er damit selbst Teil des Mysteriums wird.

Laut Buchrückentext führt „Knochenbleich“ in eine Welt aus gefrorener Dunkelheit. Mehr brauchte ich nicht, um auf das neueste Horror-Werk von Ronald Malfi aufmerksam zu werden. Ich wusste, dass die Kombination aus Autor und dem rauen Klima Alaskas eisige Gänsehaut bringt. 

Der Einstieg ist mir zuerst schwergefallen. Ich brauchte etwas, um in Alaska anzukommen und einzuordnen, worum es hier geht. Es beginnt damit, dass sich Joe Mallory der Polizei stellt. Schon hier greift eine beängstigende Atmosphäre um sich, weil Mallory in verwahrlostem Zustand zuerst in einem Café und danach auf den Stufen vor einer Kirche sitzt. Es ist beklemmend in diese Szenerie einzutauchen und langsam kristallisiert sich die Tragweite des Geschehens heraus.

Mallory führt die Polizei zu den Gräbern seiner Opfer mitten im Wald. Anfangs glauben ihm die Beamten nur zaghaft bis sie erkennen, dass die Wildnis von Leichen so gut wie gepflastert ist. Schrecken und Kälte sitzen gleichermaßen in den Gliedern fest und man schüttelt dieses Gefühl bis zum Ende des Romans nicht ab.

Paul Grallo ahnt, dass die Leichenfunde mit dem Verschwinden seines Zwillingsbruders zutun haben. Vor einem Jahr verschwand dieser aus der Wildnis Alaskas und es gab seit einem letzten Bild via WhatsApp kein Lebenszeichen von ihm. Deshalb macht sich Paul auf den Weg nach Dread’s Hand, wo er selbst Teil eines beängstigenden Horror-Szenarios wird.

Ronald Malfi erzählt anhand dichter Atmosphäre von einem Ort in Alaska, welcher der Hand des Teufels entspringt. Es ist kalt, die Menschen leben zurückgezogen, es stehen zahlreiche Kreuze am Straßenrand und die hiesigen Legenden berichten von unheimlichen Vorkommnissen, die in realen Morden zum Vorschein kommen. Umgeben ist die Ortschaft Dread’s Hand von tiefen Wäldern und erbarmungsloser Wildnis, welche für sich genommen schon beängstigend sind.

Protagonist Paul verschlägt es auf der Suche nach seinem Bruder dahin. Er fürchtet, dass Danny als Opfer von Joe Mallory im Wald verscharrt liegt. Dabei stößt er auf irren Aberglauben, feindselige Bewohner und beängstigende Erkenntnisse, die ihn mehr und mehr in die bedrohlichen Wälder ziehen.

Die Handlung wird mit Fokus auf die Geschwisterbeziehung zwischen Paul und Danny versehen. Während sie sich äußerlich als eineiige Zwillinge ähnlich sind, haben sie charakterlich unterschiedliche Wege eingeschlagen. Es gibt Rückblenden auf Schlüsselerlebnisse der Kindheit, was Paul als Figur Tiefe verleiht und seine Hartnäckigkeit noch unterstreicht.

Außerdem werden zahlreiche Legenden um die Ortschaft Dread’s Hand eingebaut, die neben der Kälte und der Haupthandlung für Gänsehaut sorgen. 

Es war spannend, in den Wäldern Alaskas auf der Suche nach Danny zu sein und dabei der Ortschaft des Teufels auf den Grund zu gehen. Einige gelungene Gruselmomente passen sich perfekt in die schaurige Gegend ein, wobei mysteriöse Ereignisse in Gegenwart und Vergangenheit für angespannte Stimmung sorgen.

„Knochenbleich“ ist ein eisiger und fesselnder Horror-Roman für Genrefreunde, der nicht nur aufgrund des Klimas den:die Leser:in frösteln lässt.