Rezension

Emotionsgeladener Pageturner

Die Schwestern von Sherwood
von Claire Winter

Bewertet mit 5 Sternen

Erzählt wird das Buch in zwei Zeitsträngen, beginnend mit der Geschichte der Sherwood Schwestern Ende des 19. Jahrhunderts. Amalia, die jüngere der beiden Schwestern erkrankt als Kind an Scharlach und verliert dadurch ihr Gehör, viele Menschen verbanden Gehörlosigkeit gleichzeitig mit geistiger Behinderung und so hat Amalia es alles andere als leicht. Zumal auch ihre Familie nicht aus der Adelsschicht kommt, sondern ihren Reichtum erarbeitet hat und somit auch von den Adligen nicht respektiert wird. Cathleen, Amalias große Schwester, ist immer für sie da und so sind die beiden Schwestern unzertrennlich. Amalia liebt die Malerei und so begegnet sie ihm eines Tages bei einem Malausflug. Doch hat ihre Liebe eine Chance?

Der zweite Zeitstrang spielt im Jahre 1948 und erzählt von Melinda, eine junge Berlinerin, die alles dran setzt, um ihren Traum Journalistin zu werden, zu verwirklichen. Eines Tages erhält Melinda ein Paket, deren Inhalt sie sich nicht erklären kann, es handelt sich um Liebesbriefe und eine geheimnisvolle Schachfigur. Melinda beginnt zu recherchieren und gelangt so nach England und stößt dort auf die Geschichte der Sherwood Schwestern.

Die Geschichte selber wird von unterschiedlichen Personen erzählt, meist jedoch aus den Sichten von Amalia oder Melinda. Beide Geschichten sind spannend erzählt und man leidet förmlich an den Ungerechtigkeiten, die Amalia auf Grund ihrer Gehörlosigkeit ertragen muss, mit. Mir haben tatsächlich beide Geschichten hervorragend gefallen und ich fand beide sehr spannend und wollte immer mehr wissen, so dass ich das Buch regelrecht verschlungen habe. Der Erzählstil ist sehr berührend und man wünscht sich förmlich, hier und da in die Handlung eingreifen zu können. Es wird alles sehr bildhaft und lebendig beschrieben, so dass man die ganze Zeit mitten im Geschehen ist. Gerade Amalias Geschichte hat mich sehr bewegt, denn es war mir gar nicht klar, wie sehr gehörlose Menschen früher leiden mussten. Mit vielen dramatischen Wendungen bleibt es spannend und auch wenn man ahnt, wie es ausgeht, hat man doch immer noch Hoffnung.

Die Charaktere sind sehr gut und detailliert ausgearbeitet. So habe ich Melinda vor mir gesehen, wie sie durchs Moor auf den Spuren Amalias wandert, aber auch Amalia wie sie viele Jahre zuvor die gleichen Wege ging. Aber nicht nur die Protagonistinnen wurden detailreich beschrieben und gut durchdacht, auch die Nebencharaktere erhalten durch ihre Handlungen jeder eine eigene Persönlichkeit und auch Lebendigkeit. So merkt man, dass Elisabeth, Amalias Mutter, regelrecht besessen zu sein scheint, von dem Wunsch, nicht nur reich zu sein, sondern auch zu der Adelsschicht Englands zu gehören. Während diese wiederum so gar nicht angetan sind von der Familie Sherwood.

Mein Fazit: ein atmosphärisch dichter, gut durchdachter, spannender Roman, der berührt und Spaß macht. Mir hat dieses Buch außerordentlich gut gefallen und ich habe es an zwei Abenden verschlungen. Klare Leseempfehlung!!