Rezension

Empfehlung!

Auf der Straße heißen wir anders -

Auf der Straße heißen wir anders
von Laura Cwiertnia

Bewertet mit 5 Sternen

...auf den Spuren einer armenischen Familien: Deutschland, Türkei, Armenien

Vielen Dank an den Klett-Cotta Verlag und an die Autorin Laura Cwiertnia für diesen vielschichtigen Roman über das Leben einer deutsch-armenischen Familie, dessen Erzählung über mehrere Generationen hinweggreift.

Der Roman der Autorin ist klug geschrieben, durch die komplexen Identitäten und so berichtet sie über eine Familie, die immer wieder erleben muss, was es bedeuten kann, nicht dazuzugehören.

Erster Eindruck:  Ich finde das Buch sehr ehrlich geschrieben, ich kann mich sogar mit Karla identifizieren. 

Besonders die Anfangssituation bei der Beerdigung ist einprägend und wie in Zeitlupe und sehr spannend geschrieben. Das Buch wird aus Ansicht von den verschiedenen Charakteren beschrieben. Auch der weitere Teil auf dem Spielplatz mit dem viel zu bunten Geschenk in der grauen Landschaft beschreibt das Gefühl sehr gut... die Unterschiede zwischen dem teils tristen (vielleicht auch wetterbedingtem) Deutschland und dem lebendigen Istanbul, das aus allen Nähten platzt und kulturell so viel zu bieten hat. Armenien bedeutet für Karla vielleicht auch ein ruhiger Ort, gut beschrieben wird dies am Bazaar, sie weiß vielleicht noch nicht genau, was / wieviel Armenien für die bedeutet...

Vergangenheit, Erinnerungen an die Kindheit im teils tristen Vorort Bremen- Nord, auch teils traumhaft-szenisch beschrieben mit kulinarischen Erlebnissen am Bosporus - historische Einblicke - und lyrische Bilder rund um den Ararat... das Buch hat so viel zu bieten und zeigt doch nur einen kleinen Teil an den Kulturschätzen der Länder Armenien, aber auch der Türkei...und den Menschen. Der Roman bietet einen sehr persönlichen Einblick in das Leben mehrerer Generationen... Themen sind auch Genozid, Kriegsflucht, Gastarbeiter-leben und das Aufwachsen in zweiter und dritter Generation in Deutschland. 

Ebenso gelingt der Autorin eine starke Erzählung anhand der Vater-Tochter- Beziehung, die Unterschiede werden durch die Reise noch deutlicher, die Konflikte werden auf sehr deutliche Weise klar, aber durch die unterschiedlichen Sichtweisen und Perspektivwechsel erlangt die Vater-Tochter- Beziehung auch zu mehr Verständnis und Tiefe... sogar auch beim Leser! Man schließt beide in Herz.

Ich glaube es ist ein Buch, das geschrieben werden musste und so offenbart es einen sehr guten Einblick in die Kultur Armeniens. Empfehlung!