Rezension

Ende wirkte etwas konstruiert

Fallwind - Till Raether

Fallwind
von Till Raether

Bewertet mit 4 Sternen

„Fallwind“ führt, wie schon das Cover vermuten lässt, den Leser in den Norden der Republik. Eine Frau wurde tot aufgefunden und die örtlichen Beamten treten nach zweiwöchigen Ermittlungen nur noch auf der Stelle. Ein Fall, der förmlich nach Adam Danowski ruft. Nach permanenter Überempfindlichkeit und einigen beruflichen Fehltritten hat man ihn vom Ermittler zum operativen Fallanalytiker im wahrsten Sinne des Wortes fortgebildet. Keiner will ihn, keiner braucht ihn und keiner will es ihm sagen. Also geht es auf, um kollegiale Unterstützung im Norden zu geben. Das Team vor Ort ist recht engagiert. Die leitende Kommissarin, verheiratet und Mutter, ist derart unterfordert, dass sie sich regelmäßig in schnell langweilig werdende Affären stürzt, während ihr Kollege bei der vor Ort ansässigen Prostituierten nicht nur sein Vergnügen, sondern auch die ein oder andere ermittlungsrelevante Information findet. Jeder ist mit jedem verbandelt in der dörflichen Idylle und so gestaltet sich alles in einem recht behäbigen Ermittlungstempo. Und während die ersten Fortschrittchen auf dem Weg zum Täter gemacht werden, bekommt Danowski dann doch auch reinen Wein vom seinem Chef eingeschenkt. „Auf eine Art war er erleichtert, dass die ganze Wir-sind-alle-eine-Familie-in-der-OFA-Kacke jetzt vorbei war und dass es keinen Grund mehr für ihn gab, sich irgendwelche Illusionen darüber zu machen, ob er dazugehörte oder nicht. Er war wieder auf seinen Normalzustand zurückgefallen: der leicht angeditschte Apfel, die enttarnte Mogelpackung, der, der nicht dazugehörte, sondern höchstens mithielt oder im besten Fall durch Zufall was erreichte.“ Es folgte eine zweite Leiche und Danowski war prompt auch wie vom Erdboden verschluckt …

Ich habe einen wunderbar wortwitzigen Krimi gelesen und habe mich tatsächlich gut unterhalten. Die beiden Vorgängerbände kenne ich nicht, da habe ich ausnahmsweise gegen mein eisernes Gesetz der einzuhaltenden Reihenfolge verstoßen. Für das Verständnis war das kein Problem, es war kein zwingendes Vorwissen nötig. Witzig fand die Auftritte von Danowskis Mutter. Vor Jahren verstorben, erschien sie zwischendurch immer mal wieder. Diese Passagen flossen so herrlich selbstverständlich mit ein. Einen Fehler gab es zwischendrin: Plötzlich hieß ein potentieller Verdächtiger für einen kurzen Moment genau wie der Ermittler, mit dem er gerade sprach.  Und leider war die Auflösung zwar nachvollziehbar, aber eben ein bisschen konstruiert. Schade, dem Unterhaltungswert, den ich vorher hatte, hat das dennoch nicht wesentlich geschadet.