Rezension

enttäuschende Fortsetzung

The Poison Diaries Band 02 - Maryrose Wood

The Poison Diaries Band 02
von Maryrose Wood

Bewertet mit 2.5 Sternen

„Pflanzen erschaffen die Luft! Begreifen Sie, was das bedeutet? Unsere Nahrung, unsere Luft, unser aller Leben hängt von den Pflanzen ab. Wir können sie dann nicht von göttlicher Herkunft sein, nicht von göttlicher Intelligenz? Wie können wir ihnen ihren rechtmäßigen Status verweigern, wenn sie doch – auf eine grundlegende Art und Weise – nicht weniger wert sind als Sie oder ich?“
S. 179: Signora Baglioni

 

Charaktere:

Jessamine, bisher jung und unschuldig, ist nun blind vor Wut gegenüber ihrem Vater und möchte sich qualvoll an ihm rächen.  
Thomas Luxton, Jessamines Vater, entpuppt sich nun als fanatischer Gärtner, der stets auf der Suche nach neuen giftigen Pflanzen ist. Obwohl sein ummauerter Giftgarten unnatürlich ist und bereits Unheil anstiftet, ist Luxton besessen davon immer mehr über die Welt der Giftpflanzen zu erfahren.
Weed war in Band 1 noch ein stummer Junge, der sich vor allen Menschen versteckt und kaum mit jemandem Kontakt hatte. Nun hat er sich zu einem jungen Mann entwickelt, der klug und bedacht handelt.

 

Meine Meinung:

Zustätzlich zu Jessamines Erzählungen aus der Ich-Perspektive, wie im ersten Band, schildert hier nun auch Weed seine Erlebnisse mittels der Ich-Perspektive. Wer von den beiden die Geschichte erzählt, ist bereits nach den ersten Sätzen des neuen Kapitels ersichtlich.

Als Jessamine im ersten Band im Sterben liegt, kommunizierte der Giftprinz mit ihr. Nachdem Weed von den Pflanzen das Heilmittel erhalten hat, musste er ihm versprechen sie zu verlassen. Jessamine vergeht nun vor Kummer um ihren Geliebten Weed und hört noch immer die Stimme des Giftprinzen. Da ihr Vater monatelang auf der Suche nach mehr Informationen über die Giftpflanzen verschwindet, hat Jessamine die Aufgabe der Heilerin übernommen. Wütend über ihren Vater, der sie vergiftet hat und ihrer Meinung nach an Weeds Verschwinden Schuld ist, rächt sich an ihm, in dem sie eine Giftpflanze aus Mr. Luxtons Garten stielt und diese in sein Essen mischt. Danach verlässt sie die kleine Kapelle und sucht nach Weed, der seit ihrer Heilung in England umherreist und sich in Wäldern und Wiesen versteckt hält. Der junge Mann erfährt von den sprechenden Pflanzen, dass Jessamine in Gefahr sein könnte und sucht einen großen botanischen Garten auf dem Festland von Europa auf, um von ihm den Aufenthaltsort von seiner Geliebten zu erfahren.

Die Charaktere könnten sich nicht widersprüchlicher verhalten. Weed hat sich zu einem klugen Mann entwickelt, der  äußert wissbegierig ist und für Jessamine kämpft. Diese hingegen lässt sich völlig gehen, wird von ihrer naiven Erziehung geführt und geblendet von dem Giftprinzen. Langsam driftet sie ab zu dessen Gehilfin, was ihr aber erst auffällt, als es zu spät ist. Und selbst dann stört es sie nicht sonderlich, denn sie hat die Liebesbeziehung zwischen Weed und sich aufgegeben. Dies konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen. Natürlich ist Jessamine wahnsinnig naiv, denn sie hatte all die Jahre kaum Kontakt zu anderen Menschen und stand unter dem Einfluss ihres Vaters, der immer nur die Giftpflanzen im Kopf hat. Nachdem sie ihn umgebracht und sich so eigentlich von ihm befreit hätte, agiert sie aber immer noch nicht selbstständiger und erwachsener. Sie klammert sich dann einfach an den Giftprinzen, dem sie bedingungslos vertraut – vom naiven Kind zu einer dämlichen jungen Frau, die trotz der Träume ihr Leben wegwirft.

Das Ende wurde auch wieder von Jessamines naiver Handlungsweise dominiert. Statt den einzigen Rettungsanker, den Weed ihr auf einem Silbertablett serviert, kämpft sie immer noch nicht für ihre Liebe, sondern ignoriert die gemeinsame Vergangenheit völlig. Und statt die Geschichte hier sinnvoll, und vielleicht auch mit einem Happy-End, abzuschließen, beschließen die beiden Autoren alles noch komplexer zu gestalten. Jessamine und Weed werden immer mehr in die Welt der Pflanzen hineingezogen, woraus ein enormer Chliffhanger resultiert, als hätte man vergessen einige Kapitel in das Buch zu übertragen. War ein dritter Band geplant oder sieht es das Autorenduo als Kunst an? Man  weiß es nicht und wird es auch wohl nie erfahren, was ich sehr schade finde.

 

Fazit:

Was in Band 1 gut anfing und mit einer wunderbaren Idee im Pflanzenreich glänzte, ging in „Die Poison Diaries 2 – Liebe ist stärker als der Tod“ verloren. Jessamines Charakter verändert sich so stark, dass man oft glaubt, jemanden anderen vor sich zu haben. Auch das Ende lässt zu wünschen übrig, weil keine Details der Geschichte geklärt und abgeschlossen wurden. Außer Weed und dem guten Schreibstil, kann man in diesem Buch nichts Positives finden.