Rezension

Erfrischend andere Fantasy

Grotesque - Page Morgan

Grotesque
von Page Morgan

Ingrid und ihre Familie wollen in Paris neu anfangen, nachdem ihr Ruf in London für immer geschädigt war. Aus Eifersucht den Ballsaal ihrer besten Freundin in Brand zu stecken, das ist unverzeihlich. Obwohl Ingrid bis heute nicht weiß, wie genau das eigentlich passiert ist. In Paris fällt ihr einfach alles schwer. Die Sprache ist ungewohnt, das alte Gebäude der Abtei mit seinen Gargoyles gruselig und der Dienerschaft scheint sie eine verwöhnte Last zu sein. Ihre kleine Schwester Gabby und ihre Mutter kommen besser mit dem Umzug klar. Und dann ist da noch ihr Bruder Zwillingsbruder Grayson, der schon vor ihnen nach Paris gereist ist. Seit einiger Zeit ist er verschwunden. Die Polizei macht sich keine Gedanken, sie glauben, er sei freiwillig gegangen. Doch Ingrid spürt, dass mit ihrem Bruder etwas nicht stimmt. Dass er Angst hat. 

Gleichzeitig erschüttert eine grausame Mordserie Paris und die Mädchen dürfen in der Dunkelheit nicht alleine unterwegs sein. Doch vor lauter Sorge um ihren Bruder widersetzen sie sich dieser Anordnung und beginnen, auf eigene Faust zu ermitteln. Nie hätten sie für möglich gehalten, welche Welt sich ihnen dabei eröffnet. 

Was laut Klappentext wie eine typische paranormale Liebesgeschichte zwischen Menschenmädchen Ingrid und Gargoyle Luc klingt, ist viel mehr. Die Geschichte ist weit komplexer und die Lovestory steht nicht im Vordergrund. Ebenfalls toll gelöst ist, dass es mehr als einen Werber um Ingrid gibt, daraus aber keine o8/15-Dreiecksgeschichte wird. Auch Gabby hat zwei Verehrer. Die vier Jungs habe alle ihre Reize und es bleibt lange unklar, ob man wirklich jedem von ihnen trauen kann, wer es mit den Mädchen ernst meint und wer nicht. Es gibt einige schöne Überraschungsmomente. Als Luc Ingrid sagte, er könne nicht mit ihr zusammen sein, dachte ich zunächst, er ist wieder eines dieser Wesen, die denken, sie seien zu gefährlich und die sich für nicht gut genug befinden. Fakt ist aber, dass er tatsächlich nicht kann. Wie sich das ausdrückt, verrate ich natürlich nicht. Ebenfalls positiv überrascht hat mich, dass einige Passagen auch aus Gabbys Sicht geschrieben sind und man so immer weiß, was die beiden Schwestern so treiben. Beide haben ihre Geheimnisse und meinen es doch nur gut. Die Unterschiede zwischen der Rebellin Gabby und der schüchternen Ingrid sind gut herausgearbeitet. 

Ich muss gestehen, dass ich etwas Zeit gebraucht habe, um mit der Geschichte und den Figuren warm zu werden. Aber sobald die ersten 100 Seiten gelesen waren, wurde es immer spannender, bis ich es schließlich nicht mehr aus der Hand legen wollte und für die letzten Kapitel bis tief in die Nacht gelesen habe. 

Die Geschichte der Gargoyles, die Herrschaft der Engel, die Fähigkeiten von Vander, die Mordserie, Graysons Verschwinden. Page Morgan hat eine faszinierende Welt geschaffen und gleichzeitig ist es ihr gelungen, die Atmosphäre dieses Jahrhunderts beim Lesen entstehen zu lassen. 
Grotesque bringt endlich etwas frischen Wind ins Fantasygenre.