Rezension

Erinnerungen

Das kleine Haus am Sonnenhang -

Das kleine Haus am Sonnenhang
von Alex Capus

Bewertet mit 5 Sternen

Alltagsgeschichten aus dem Dorf und unterhaltsame Gedanken über das Leben, die Liebe und das Schreiben.

In den Neunzigerjahren, er war damals Journalist und noch kein Schriftsteller, verbrachte Alex Capus eine längere Zeit in seinem kleinen Haus am Sonnenhang in einem Tal im Piemont, das er als junger Mann sehr billig erworben hatte. Er hatte sich vorgenommen, dort seinen ersten Roman zu schreiben. Während der Sommermonate war nicht nur seine Freundin Nadja, die heute seine Frau ist, bei ihm, es waren auch viele Freunde zu Besuch. Ab September, als alle zurück in die Schweiz fuhren, war Alex Capus allein mit seiner Schreibmaschine und konnte an seinem Roman arbeiten. Die Tage verliefen in ruhiger Gleichförmigkeit, doch gelegentlich fuhr er mit seinem alten Fahrrad in die drei Kilometer entfernte Kleinstadt um mit Nadja zu telefonieren, danach in die Bar Da Pierluigi, um einige Einheimische zu treffen und ein paar Gläser Wein zu trinken. Es waren immer dieselben Gäste, alles Männer, mit denen er zusammen saß, Giuseppe, Mauro, Sergio, Roberto und natürlich der Wirt Pierluigi, die alle etwas Gesellschaft suchten. Es wird viel geraucht, viel getrunken und nur das Nötigste geredet. Die Abende vergingen meist ereignislos, doch einmal herrschte Aufregung. In der Kirche wurde der Opferstock aufgebrochen, die Polizei kommt auch in Pierluigis Bar …

Der Autor Alex Capus wurde 1961 in Frankreich geboren und lebt heute in Olten im Schweizer Kanton Solothurn. Er ist verheiratet mit Nadja, die im vorliegenden Buch erwähnt wird. Das Paar hat fünf Söhne. Capus studierte Geschichte, Philosophie und Ethnologie und arbeitete während und nach seinem Studium als Journalist und Redakteur bei verschiedenen Schweizer Zeitungen. 1994 veröffentlichte er seinen ersten Erzählband. Sein Debütroman ist „Munzinger Pascha“, der 1997 erschien und dessen Entstehung Grundlage dieses Romans ist. Mehrere Kurzgeschichten, historische Reportagen und Romane folgten, für die er zahlreiche Preise erhielt. Sorgfältig recherchierte und geschichtlich überlieferte Tatsachen verknüpft Capus gerne mit fiktiven Geschichten, die überwiegend in der Schweiz spielen.

Jetzt, dreißig Jahre später, erzählt uns Alex Capus, der inzwischen ein gefeierter Schriftsteller ist, von der Entstehung seines ersten Romans „Munzinger Pascha“ während seines Aufenthalts im kleinen Haus am Sonnenhang. Er entführt uns in eine Zeit in der keiner ein Handy besaß, Mitteilungen noch per Post befördert wurden und man an Tankstellen von einem Tankwart bedient wurde. In seinem gewohnt flüssigen und gut verständlichen Schreibstil, in dem ab und zu eine gute Portion Humor durchblitzt, erzählt er von alltäglichen Ereignissen. Es geschieht nicht viel, sein Leben dort ist ruhig und von Routine geprägt, dennoch ist die Geschichte sehr unterhaltsam. Großartig sind seine Gedanken über das Leben, über Kunst und Literatur und über die italienische Polizei, die damals bei Diebstahl ihre eigene Methode hatte. Zum Schmunzeln ist auch sein Kampf mit dem Siebenschläfer, der sich auf dem Dachboden einquartiert hat, für Stromausfälle sorgt und ihn nachts durch sein Getrappel wach hält.

Fazit: Eine solide Geschichte aus dem Leben des Autors, die mir unterhaltsame und kurzweilige Lesestunden beschert hat.