Rezension

Erste Liebe unter erschwerten Umständen

Als ich Amanda wurde - Meredith Russo

Als ich Amanda wurde
von Meredith Russo

Bewertet mit 5 Sternen

Taschenbuch: 304 Seiten
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (8. September 2017)
ISBN-13: 978-3423717496
empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren
Originaltitel: If I was your Girl
Preis: 10,95€
auch als E-Book erhältlich

Erste Liebe unter erschwerten Umständen

Inhalt:
Schon als Kind weiß Andrew, dass er eigentlich ein Mädchen ist. Doch wird er nicht als solches akzeptiert, sondern von seinen Klassenkameraden gemobbt und verprügelt. Auch der Vater hat große Probleme mit der Situation und trennt sich von seiner Familie. Nach einem gescheiterten Suizidversuch darf Amanda, wie sie sich nun nennt, endlich eine Hormonbehandlung beginnen und durch Operationen ihren Körper seinem wahren Geschlecht angleichen lassen. Amanda zieht schließlich zu ihrem Dad, um in dem Städtchen Lambertville, wo niemand sie und ihre Vorgeschichte kennt, neu anzufangen und auch wieder einen Draht zu ihrem Dad zu bekommen. Zum ersten Mal in ihrem Leben findet sie Freundinnen und ist glücklich. Als sie sich in Grant verliebt, könnte das Leben so schön sein, doch hängt ihr altes Ich wie ein Damoklesschwert über der Beziehung. Soll sie Grant sagen, dass sie früher Andrew war? Und wie wird er reagieren? Amanda zögert das klärende Gespräch immer weiter hinaus, bis es fast zu spät ist.

Meine Meinung:
Meredith Russo ist selbst eine Transfrau und weiß somit genau, worüber sie schreibt. Das merkt man dem Roman auch an. Sie ermöglicht uns so Einblicke in Amandas Gefühlswelt, lässt uns an ihren Ängsten und Zweifeln teilhaben, aber auch an ihren Hoffnungen und Zielen. Dass Amanda in der Ich-Form erzählt, kommt dem zugute.

In kurzen Rückblenden lernen wir Amanda als Kind und als Teenager kennen, erleben, was die einzelnen Lebensstufen für sie bedeuten und wie sie unter der Intoleranz mancher Mitmenschen leiden muss. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der Gegenwart, der Zeit in Lambertville, als Amanda einen Neuanfang wagt. Es ist toll mitzuerleben, wie die junge Frau von ihren neuen Klassenkameraden aufgenommen wird und schnell Freundinnen findet. Man sieht so richtig, wie sie aufblüht. Auch dass sie von Grant begehrt wird, tut Amanda so gut. Gleichzeitig fühlt sie sich aber sehr unsicher, weil sie nicht weiß, ob er sie auch noch mögen würde, wenn er über ihre Vergangenheit Bescheid wüsste. Dabei wirkt Grant eigentlich sehr sympathisch und aufgeschlossen.

„Wir haben alle eine Vergangenheit. Das heißt nicht, dass wir keine Zukunft haben können.“ (Grant zu Amanda, S. 89)

Schließlich haben auch Grant und Amandas neue Freundinnen ihre Geheimnisse, die erst nach und nach offenbart werden. Auch Homosexualität und die Meinung der Kirche zu von der Norm abweichenden Identitäten werden hier am Rande gestreift.

Der Schreibstil ist einfach und flüssig. Die Erzählung vermag einen zu fesseln, sodass die Seiten nur so dahinfliegen. Da einem Amanda sehr sympathisch ist, will man auch einfach wissen, wie es mit ihr weitergeht, und so liest man immer noch ein Kapitel und noch ein Kapitel.

Besonders gut haben mir auch die beiden Nachwörter, die sich an Cisgender bzw. Transgender richten, gefallen. Natürlich habe ich beide gelesen  ;-) und das ist auch gut so, denn man erfährt darin auch wieder Wissenswertes über die jeweils andere Gruppe von Menschen.

Fazit:
Ein tolles Jugendbuch, das Transgendern Mut machen kann und Cisgender in das Thema einführt. Dabei ist es aber auch eine nette Liebesgeschichte mit gut ausgearbeiteten Charakteren. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

★★★★★

Herzlichen Dank an den dtv Verlag, der mir ein Exemplar dieses Buches zur Rezension zuschickte.