Rezension

Es fehlt an Tiefe

Lindy Girls -

Lindy Girls
von Anne Stern

Bewertet mit 3 Sternen

Berlin, 1928. Über den großen Teich kommen Melodien und Tanzstile in Deutschland, genauer Berlin an. Die goldenen 20er, bekanntermaßen eine Zeit mit Licht, aber auch viel Schatten bietet eine interessantes Setting für eine Geschichte um junge Frauen, die das Tanzen lieben.

Ich lese gerne Bücher der Autorin, die den Zeitgeist so greifbar macht und authentisch rüberbringt, so sind die ersten Braunhemden unterwegs, die Folgen des ersten Weltkrieges sind aber auch noch offensichtlich. Während ich die sozialen Ungleichheiten und so konträren Lebenswelten gut dargestellt fand, konnte mich das Thema nicht richtig packen. Ich mag weder den Tanz im Allgemeinen, noch die damalige Musik. Das ist natürlich Geschmackssache und selbstredend bewerte ich das nicht negativ, denn das Thema war von vornherein mehr als deutlich. Ich kann ja auch nicht meckern, wenn ein politisches Sachbuch sich mit Politik beschäftigt…Was mir aber nicht so gefallen hat, ist der relativ unrunde Einstieg ins Buch. Es gelang mir wohl aufgrund der vielen wechselnden Perspektiven nicht so gut und schnell ins Buch zu kommen, wie ich das bei der Autorin gewöhnt bin, aber schlimmer noch finde ich das Ende. Es ist ziemlich knapp ausgefallen, einige Fragen sind aus meiner Sicht zu offengeblieben und zudem blieben manche Charaktere völlig blass (manches Girl kann ich mir nicht mal ansatzweise vorstellen, sie sind scheinbar nur Füllmaterial), auch die Hauptcharaktere hätten teilweise noch mehr Tiefe haben können. Irgendwie hatte ich in Summe das Gefühl, dass vieles auch nur oberflächlich beschrieben wurde, wobei mir das in Teilen entgegenkam, denn seitenweise Tanzexzesse hätte ich auch nur ungern gelesen. Unter dem Strich hat mich das Buch zwar unterhalten, aber auf keinen Fall begeistert.