Rezension

Es heißt, Irrlichter führen dich zu deinem Schicksal...

Chasing After -

Chasing After
von Jennifer Ebbinghaus

Bewertet mit 4 Sternen

Handlung:

Fünf Jahre nachdem alle Staatssysteme wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen sind, hat sich die Welt verändert. Die Menschen streifen als Einzelkämpfer durch die verwahrlosten Straßen, plündern als Clan verbliebene Ressourcen oder leben wie die Protagonistin Alessandria, in einer Kolonie. Alessandria ist aus ihrem früheren Leben nur ein Mensch geblieben, der ihr etwas bedeutet, aber in der Kolonie hat sie eine neue Familie und Hoffnung auf eine Zukunft gefunden. Außerdem hat sie mit Haze einen perfekten Partner, auf den sie sich verlassen kann, gefunden. Erneut gerät ihre Welt ins Wanken, als jemand ihren Weg kreuzt - eine Begegnung mit der sie niemals gerechnet hätte und Aiden lässt ihr Herz schneller schlagen. Wird Alessandria an der Vergangenheit festhalten können, oder holt sie ihre Zukunft ein?

 

Meinung:

Das Cover ist sehr interessant gestaltet. Es zeigt unsere Protagonistin Alessandria -kurz Alex- schräg von der Seite und ich muss sagen, dass die Person total meinen Vorstellungen von Alex entspricht. Auffällig ist das Symbol in Alex‘ Nacken, das übrigens auch eine Bedeutung hat und sie als Koloniemitglied ausweist. Im Hintergrund erkennt man noch dichte Nadelbäume sowie Hochhäuser in einer Großstadt – ein starker Gegensatz, wie ich finde. Die Farben passen gut zusammen und auch die einzelnen Illustrationen im Buch finde ich richtig hübsch. Die Kapitelüberschriften sind sehr passend gewählt und spoilern meiner Meinung nach nicht zu sehr.

Gleich zu Beginn bin ich gut in die Geschichte gestartet und mit dem Schreibstil wirklich sehr zufrieden. Er ist flüssig und sehr fesselnd und durch die Ich-Perspektive ist gleich eine Bindung zwischen mir und Alex entstanden, die ich sehr sympathisch finde und mich gleich mit ihr identifizieren konnte. Der Schreibstil ist sehr bildlich, manchmal hätte ich mir jedoch etwas mehr Informationen zum Aufenthaltsort der Kolonie gewünscht, da ich davon eigentlich keine richtige Vorstellung hatte.

Eine Geschichte, die New Adult und Dystopien vereint? Das klang doch wirklich ganz nach meinem Geschmack, da ich beide Genres total liebe und bisher nicht ein Buch mit so einer Idee gelesen habe. Bald wird aber klar, dass der Fokus deutlich auf der Liebesgeschichte liegt, was nicht unbedingt schlimm ist. Die Idee, wie es zu der gegenwärtigen Situation kam, wie die Staatssysteme zusammengefallen sind, fand ich richtig interessant, habe mir aber noch etwas mehr Informationen darüber gewünscht, da der Börsencrash eher am Rande erwähnt wurde, zum Beispiel, wie genau es dazu kam, etwas ausführlichere Infos vielleicht ... Allerdings ist das Buch der erste Band einer Trilogie und mehr Infos zum Börsencrash wird es wahrscheinlich in den nächsten Bänden geben. Jedoch hätte ich an dieser Stelle mehr Show-Don’t-Tell gebraucht. Sehr gut beschrieben und richtig interessant fand ich die Stelle, wo Alex Aiden erzählt, was es mit ihrem auffälligen Tattoo auf sich hat, und konnte mir das Tattoo richtig gut vorstellen, auch ohne auf das Cover zu blicken.

Alex ist glücklich mit Haze, denn die zwei haben in der Kolonie ihr Glück und ihre Rettung gefunden. Endlich sind sie sicher. Doch als Alex einen verlassenen Laden plündert, trifft sie auf Aiden, der ihr nur zu gut bekannt vorkommt, denn schon jahrelang schwärmt sie für den jungen Mann, der als Schauspieler ihr Herz höherschlagen lässt. Und auch im echten Leben ist es so, denn Aiden bringt Alex deutlich durcheinander und so bittet sie ihn, mit ihr zu kommen und ein Mitglied der Kolonie zu werden. Aber kann sie ihm wirklich trauen und Haze für ihn aufgeben, der jahrelang auf ihrer Seite stand und sie unterstützte? Die Gefühle wurden für mich sehr nachvollziehbar beschrieben, auch wenn mich das ständige Hin und Her dann etwas genervt hat. Die Liebesgeschichte beansprucht für mich etwas zu viel Platz im Buch und deshalb konnte ich nur hoffen, dass sich Haze und Aiden sich nicht gegenseitig an die Gurgel gehen würden, im Kampf für Alex, und Alex Aiden wie einem normalen Kollegen entgegentreten kann. Als Alex sich endlich entschieden hatte, war ich erleichtert und konnte ihre Wahl auch gut nachvollziehen.

Die Story hat mich wirklich gleich gepackt und mitgerissen, auch wenn lange eigentlich nichts Actionreicheres passiert. Erst im letzten Drittel wird es dann noch einmal richtig spannend und mir wurde klar, warum die Kolonie immer in Angst leben muss. Ab diesem Zeitpunkt konnte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, viele Geheimnisse werden aufgedeckt und Alex muss schmerzvoll erfahren, dass sie jahrelang von denjenigen getäuscht wurde, von denen sie es nie vermutet hätte.

Alex fand ich nett, würde ich allerdings nicht zu meinen Lieblingsprotagonistinnen zählen, da sie sich in manchen Situationen etwas pubertär verhielt und keine nennenswerte Entwicklung machte. Man merkt, dass sie von den anderen Koloniemitgliedern sehr geschätzt und von den Jüngeren auch sehr bewundert wird. Doch das musste sich Alex erst alles erkämpfen. Ihr neues Leben wird erneut auf den Kopf gestellt, als Aiden auftaucht und sie sehr durcheinanderbringt. Kann sie ihm trauen?

Aiden wird für Alex zu einer sehr wichtigen Person, der sie alles anvertrauen kann, doch ich wurde anfangs aus ihm nicht ganz schlau. Er wirkt auf mich ziemlich fröhlich und wie jemand, der immer einen guten Spruch draufhat. Und doch hatte ich bei ihm irgendwie ein seltsames Gefühl, denn er hatte Alex ziemlich über die Kolonie ausgefragt, sodass der Verdacht zurückblieb, er würde sie alle ausspionieren wollen. Aber er will doch nichts Böses!?

Zuerst mochte ich Haze gar nicht, aber dann konnte ich auch ihn und sein Verhalten viel besser verstehen und er tat mir irgendwie leid, denn er schien zu ahnen, dass sich etwas zwischen Alex und Aiden anbahnt und Alex ihm langsam aber sicher entgleitet. Aber gegen die Liebe ist man manchmal machtlos und ich hatte auch irgendwie das Gefühl, dass Alex Haze nicht so wirklich liebt, denn ich spürte beim Lesen irgendwie kein Knistern zwischen den beiden. Deshalb war mir relativ bald klar, dass es wahrscheinlich Alex und Aiden als Paar hinauslaufen wird und ich war sowieso eher Team Aiden, auch wenn ich diesen im Laufe des Buches nicht so ganz einschätzen konnte.

 

Fazit:

Ein gelungener Auftakt, auch wenn nicht ganz ohne Kritikpunkte. Ich vergebe 4 von 5 Sternen und werde die Reihe auf jeden Fall weiterverfolgen!