(Familien-)Liebe, die durch den Magen geht
"Als die Tage nach Zimt schmeckten" ist die Geschichte der Famlie Yadegar, welche von Donia Bijan mit einer Fülle an kulinarischen Details der persischen und russischen Küche gespickt wird.
Hauptpersonen sind Noor, die nach der Trennung von ihrem Mann mit ihrer Tochter Lily einige Zeit in Teheran verbringt, und ihr Vater Zod, welcher dort das von seinen aus Russland eingewanderten Eltern eröffnete Café Leila führt.
Die Geschichte der Familie ist faszinierend und sehr lebendig beschrieben. Der Hauptteil der Handlung spielt im Iran der Gegenwart, aber es gibt auch immer wieder Rückblenden zu Noors Zeit als junge Frau in den USA, ihrer Kindheit im Iran und den Jahren, als Zods Eltern dort das Café Leila eröffneten. Man entwickelt Mitgefühl mit den Charakteren: Mit Noor, als die Untreue ihres Mannes sie völlig unvorbereitet trifft, mit Lily, die von ihrer Mutter mit in den Iran genommen wird, und deren Verhältnis zu ihrer Mutter recht schwierig ist und mit Zod, der seit Jahrzehnten mit dem Regime im Iran zurecht zu kommen versucht, indem er sich auf seine eigene Welt im Café Leila konzentriert. Die Charaktere wachsen einem ans Herz, aber manchmal möchte man sie auch einfach nur schütteln - vor allem Noor, die hinter dem Rücken ihrer Tochter Pläne für deren Zukunft schmiedet anstatt mit ihr zu reden, sich aber andererseits immer wieder unnötigerweise bei ihr entschuldigt, aber auch Lily selbst, die sich teilweise etwas zu sehr wie ein klischeehafter Teenager verhält. Die Entwicklung in den Beziehungen der Figuren untereinander ist sehr berührend und letztlich zeigt sich, dass Familie mehr sein kann als Blutsverwandtschaft.
Das Café Leila ist dabei Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Es gibt kaum ein Kapitel, in welchem es nicht auch um Kulinarisches gehen würde, vor allem aus der persischen Küche - sehr appetitanregend! Außerdem erhält man auch Einblicke in die Lebensgewohnheiten und die Kultur und in die schwierigen Bedingungen, die Gewalt und die Willkür unter dem politischen System, der auch die Familie Yadegar nicht entrinnen kann.
Ein sehr lesenswertes Buch, das ich allen empfehlen möchte , die Interesse an einer ergreifenden Familiengeschichte vor einem kulinarisch und kulturell außergewöhnlichen Hintergrund haben.