Rezension

Familien-/Liebesdrama mit Thrillerelementen

Weil du lügst - Sophie McKenzie

Weil du lügst
von Sophie McKenzie

Es sollte ein Urlaub als glückliche, neue Familie werden: Emilie mit ihrem Verlobten Jed und dessen Kindern Dee Dee und Lish. Ihre Schwester Rose, ihr Bruder Martin und sein Partner Cameron. Für einige Tage den Alltag vergessen, die Arbeit und das Scheidungsdrama, dass Jeds Noch-Ehefrau Zoe veranstaltet. Doch dann kommt alles anders: Dee Dee nimmt abends ein Mittel gegen Kopfschmerzen - und wird am nächsten Tag Tod in ihrem Bett gefunden. Tags zuvor hatte sie Emily noch von einem Geheimnis erzählen wollen. Hatte das vielleicht etwas mit ihrem Tod zu tun?

Weil du lügst ist eine Mischung aus Psychothriller und Familiendrama, das mit verschiedenen Erzählebenen arbeitet. Da ist zunächst Ich-Erzählerin Emily, die mitten in einem Familiendrama steckt. Zoe hasst sie abgrundtief und versucht diese Abscheu an ihre Kinder Dee Dee und Lish weiterzugeben. Nach Dee Dees Tod hasst sie Emily noch mehr. Lish dealt an der Uni mit gefälschten Medikamenten, doch sein Vater will davon nichts wissen und behauptet, Emily würde lügen. Dann taucht ausgerechnet Dan wieder auf, der Emily vor acht Jahren eiskalt abserviert hat. Was will er von ihr?

Eine weitere Ebene erzählt aus der tragischen Vergangenheit von Rose, Martin und Emily. Wie ihre Eltern gestorben sind, wie schwierig die Ehe war, wie Rose sich danach um ihre jüngeren Geschwister gekümmert hat. Und die dritte Ebene besteht aus einen Videotagebuch von Dee Dee, beginnend zwei Monate vor ihrem Tod, durch das man nach und nach erfährt, warum sie gestorben ist.

Weil du lügst ist sehr ruhig. Er ist weder blutig noch nervenzerreißend spannend, und trotzdem wollte ich ihn nicht zur Seite legen. Emilys Geschichte ist unfassbar. Wie kann eine einzelne (junge) Frau so viel Pech im Leben haben? Besonders toll (und emotional) fand ich Dee Dees Videotagebuch. Es wirkt unglaublich authentisch. Dee Dee spricht dort nahezu ohne Punkt und Komma, in fürchterlicher Jugendgrammatik und mit extremen Betonungen. Ich habe ihr geglaubt, dass sie 13 ist, und nicht eine erwachsene Autorin, die sich diese Passagen ausgedacht hat.

Am Ende habe ich dann doch ein bisschen Spannung vermisst, oder mehr Schockierendes. Es gab zwar die eine oder andere Wendung, die waren aber nicht sondernlich überrascht. Die "Die unauffälligste und netteste Person im Raum hat immer Dreck am Stecken"-Taktik funktioniert beispielsweise einwandfrei. Auch der Grund für Dee Dees Tod war kein Schocker mehr, wenn man beim Lesen der Tagebucheinträge eins und eins zusammenzählt.

Abgesehen davon, dass das Ende ein bisschen packender hätte sein können, hat mich Weil du lügst gut unterhalten. Ein emotionales Thriller-Drama mit der einen oder anderen Leiche und vielen, vielen Lügen.  

(c) Books and Biscuit