Rezension

Fantastische Geschichte mit kleineren Schwächen

Herz aus Schatten -

Herz aus Schatten
von Laura Kneidl

Bewertet mit 4 Sternen

Das neue Cover des Buches gefällt mir tatsächlich ein ganzes Stück besser als das alte. Ich mag die Schlichtheit, die aber durch die Gestaltung aus Schwarz und Gold sehr ausdrucksstark und perfekt passend zum Inhalt ist. Das gleiche gilt auch für den Titel, den ausgesprochen passend für die Geschichte finde.

Die auf den ersten Blick ebenfalls vielversprechend klingt: Kayla weiß genau, dass sie keine andere Wahl hat, als das dunkle Ritual der Bändiger durchzuführen und eines der Monster an sich zu binden, egal wie viel Angst sie davor hat, schließlich ist ihr Vater der Direktor der Akademie, die die Bändiger ausbildet. Sie sind für das Überleben der Stadt Praha unersetzlich, schützen sie die Bürger doch mit ihren Monstern vor Angriffen von den Kreaturen außerhalb der Mauern, doch Kayla hat seit dem Tod ihres älteren Bruders panische Angst davor, die Kontrolle über ihr Monster zu verlieren. Dennoch schafft sie es, einen der seltenen Schattenwölfe an sich zu binden und das fühlt sich weniger beängstigend an, sie es erwartet hat.  Vielmehr entwickelt sich eine enge, unerklärliche Bindung zwischen den beiden, bis Kayla eines Morgens aufwacht und sich ihr Schattenwolf in einen Mann verwandelt hat, der sich nicht an sein altes Leben erinnern kann und den die Dunkelheit immer wieder zu überwältigen droht.

Ich mag die Art wie Laura Kneidl zu schreiben vermag und hatte ich deswegen schon sehr auf dieses Buch gefreut. Zum Glück hat es mich auch nicht enttäuscht, sondern vielmehr nach einer kurzen Eingewöhnungszeit vollkommen in den Bann gezogen und ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Das liegt auch daran, wie wunderbar flüssig und gleichzeitig mitreißend die Geschichte geschrieben ist.

Auch die Charaktere haben mich für sich eingenommen, obwohl ich auch hier ein wenige Zeit brauchte, um mit ihnen warmzuwerden. Ich mochte Kayla recht gerne, auch weil ich es erfrischend fand, dass sie ihre Fähigkeiten lieber nicht hätte, obwohl die in ihrer Familie durchaus große Anerkennung genießen, ja sogar erwartet werden. Dennoch habe ich mich am Anfang ein wenig schwergetan, ihre Situation verstehen zu können, auch weil man nicht wusste, was mit ihrem Bruder genau passiert ist und warum sie solche Schwierigkeiten damit hat, ein Monster an sich zu binden. Deswegen war ich auch ein wenig skeptisch, ob sie mir näher kommen würde, wenn sie erstmal richtig zu den Bändigern gehört, doch zum Glück hat mich gerade die Zerrissenheit, die sie durch die enge Bindung an ihren Schattenwolf Lilek erhält, weil sie die Monster plötzlich nicht mehr hassen kann, hat mich dann doch für sie gewonnen. Sie weigert sich, so wie die anderen Bändiger, ihn nur als Waffe wahrzunehmen, sondern nimmt ihn durchaus als Wesen mit einer Persönlichkeit wahr, auch wenn sie sich zu Beginn noch weigert. Lilek habe ich zu Beginn ebenfalls direkt in mein Herz geschlossen, man hat schon in seiner Gestalt als Monster gemerkt, dass er ein loyaler und freundlicher Typ ist, trotz der Dunkelheit, die ihn immer wieder einholt. Ich war mir etwas unsicher, wie ich es finden würde, dass er sich von einem Monster in einen Menschen verwandeln würde, aber es hat mich erstaunlich wenig gestört, vielleicht auch weil die Begründung letztlich recht nachvollziehbar war.

Mein größtes Problem mit der Geschichte war vermutlich, dass ich ein bisschen fand, dass es zu viel Inhalt für ein Buch war. Es gab so viele Handlungsstränge, die ich auch alle super spannend fand, die aber teilweise deutlich zu kurz kamen und deren Auflösung dann fast schon ein bisschen zu offensichtlich waren. Das fand ich echt etwas enttäuschend und hätte es vermutlich besser gefunden, wenn die grundlegende Story mehr Zeit und Raum gehabt hätte, sich zu entfalten. Dabei müssten für mich Lilek und Kayla an sich gar nicht zwangsläufig im Mittelpunkt stehen, ich würde auch die Story von Alexander oder … echt interessant finden. Von daher ging mir das Ende vielleicht auch ein bisschen schnell und ich hatte da das Gefühl, Seiten übersprungen zu haben, weil die Geschichte, die vorher eher langsam und stetig aufgebaut wurde, sich plötzlich nahezu überschlagen hat.

Alles in allem mochte ich das Buch vor allem wegen des Schreibstils und der Charaktere wirklich gerne. Ich habe auch die Story wirklich genossen, weil ich die Tiefer und die Idee der Welt wirklich genossen habe, auch wenn mir die Entwicklung zum Ende hin etwas zu schnell ging.